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Die autologe kontralaterale Keratoplastik – eine Fallvorstellung
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Veröffentlicht: | 2. Juni 2025 |
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Hintergrund: Die autologe kontralaterale Keratoplastik ist eine seltene Sonderform der Hornhauttransplantation. Dabei wird die klare Hornhaut eines visuell stark beeinträchtigten Auges zum visuell besseren, kontralateralen Auge, das an einer Hornhautpathologie leidet, transplantiert. Da die autologe kontralaterale Keratoplastik nur in der o.g. Sondersituation indiziert wird, gibt es nur wenige Fallserien in der Literatur.
Methode: Wir führten eine autologe kontralaterale Keratoplastik bei einer 69-jährigen Patientin durch. Das linke Auge war aufgrund einer spät erkannten kongenitalen Katarakt amblyop. Der Visus lag bei Lichtschein. Zudem litt die Patientin unter einem fortgeschrittenen Glaukom und einem Nystagmus. Die Patientin berichtete von einer zunehmenden Visusbeeinträchtigung des verbliebenen rechten Auges. Dort zeigte sich eine fortgeschrittene Salzmann-Degeneration. Der Visus lag bei Handbewegungen. Aufgrund des Glaukoms und des Nystagmus war die Patientin als eine Hochrisikopatientin für eine Transplantatabstoßung einzustufen. Deshalb führten wir statt einer allogenen eine autologe kontralaterale Keratoplastik durch. Am linken Auge wurde mit einem Barron-Trepan eine Wirtsöffnung von 7,5 mm durchgeführt und die entnommene Hornhaut temporär als autologes Transplantat auf einem Viskoelastikumbett steril zwischengelagert. Eine homologe Spenderhornhaut von 7,5 mm Durchmesser wurde am LA mit einer doppelt fortlaufenden Kreuzstichnaht eingefügt. Das autologe Hornhauttransplantat wurde am RA nach der Trepanation ebenfalls mit einer doppelt fortlaufenden Kreuzstichnaht fixiert.
Ergebnis: Postoperativ zeigte sich bds. eine klare Hornhaut ohne Hinweis auf eine Abstoßungsreaktion. Der Visus des rechten Auges stieg von präoperativ Handbewegungen auf 0,05 zwei Wochen und 0,1 zwei Monate später. Die Endothelzellzahl war ebenfalls stabil.
Schlussfolgerung: Aufgrund des isogenen Charakters hat die autologe Keratoplastik kein Risiko für eine Abstoßungsreaktion und einen geringen bis fehlenden Bedarf an postoperativer lokaler Kortison-Therapie. Nichtsdestotrotz wurden vereinzelt Fälle eines späten Transplantatversagens beschrieben. Als Risikofaktoren wurden eine Glaukomerkrankung, mit einhergehendem erhöhtem oxidativem Stress, mechanisches Trauma durch MIGS-Implantate sowie eine Vorgeschichte mit mehrfacher Abstoßung vorheriger allogener Transplantate beschrieben. Insgesamt bietet eine kontralaterale autologe Keratoplastik im Vergleich zur allogenen Transplantation ein geringeres Risikoprofil und bietet eine Alternative für Hochrisikopatienten oder bei hoher Wahrscheinlichkeit der Non-Compliance bei der postoperativen Kortikosteroid-Therapie. Allerdings ist die Konstellation einer irreversiblen Visusbeeinträchtigung eines Auges mit klarer Hornhaut und eines kontralateral funktionell besseren Auges mit reiner Hornhautpathologie für die Indikationsstellung selten gegeben.