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Fallbericht: dokumentierte Resorptionszeit neuer retinaler Blutungen bei Frühgeborenenretinopathie
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Veröffentlicht: | 26. Januar 2024 |
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Hintergrund: Die Resorptionsgeschwindigkeit intraretinaler Blutungen kann im Zusammenhang mit Kindesmisshandlung von medizinisch-forensischer Bedeutung sein. In der Literatur wird eine spontane Rückbildung der Blutungen innerhalb von Wochen bis Monaten beschrieben. Die Ursachen präretinaler bzw. intraretinaler Blutungen in diesem frühen Kindesalter können Koagulopathien (Von-Willebrand-Erkrankung, Hämophilie), septische Erkrankungen (Meningitis, Asplenie) oder selten Valsalva-Manöver umfassen. Das Neu-Auftreten und die Resorption retinaler Blutungen bei Valsalva-Manöver im Rahmen eines Frühgeborenen-Retinopathie-Screenings wird hier beschrieben.
Methodik/Anamnese: Ein 9-Wochen-alter Säugling (25+3 Schwangerschaftswochen) wurde wegen beidseitiger Frühgeborenen-Retinopathie Grad 3 (Proliferationen über maximal 3 Uhrzeiten) ohne Plus-Symptomatik in der anterioren Zone 2 routinemäßig verlaufskontrolliert. Zum Zeitpunkt der Untersuchung bestand eine unauffällige laborchemische Befundkonstellation ohne Hinweis auf eine zelluläre oder plasmatische Gerinnungsstörung. Zudem lagen eine intraventrikuläre Blutung und ein posthämorrhagischer Hydrocephalus vor. Ein hämodynamisch relevanter persistierender Ductus arteriosus wurde zuvor mit Ibuprofen verschlossen.
Ergebnis/Befund: Bei Beginn der Untersuchung zeigten sich am linken Auge einzelne Blutungen im Bereich der Leiste. Nach notwendiger Reposition des Lidsperrers bei starkem Valsava-Manöver („Schreien“) zeigten sich am linken Auge neue multiple fleckförmige intraretinale Blutungen am hinteren Pol und zirkulär epiretinale Blutungen entlang der Leiste. Der Fundusbefund des rechten, bereits zuvor untersuchten Auges, war unverändert. Drei Tage später waren die neuen intraretinalen Blutungen des hinteren Pols resorbiert und es bestanden nur noch Residuen im Bereich der Leiste.
Schlussfolgerung: Bei diesem Säugling wurde das Neuauftreten von einseitigen intraretinalen Blutungen im Rahmen eines Valsalva-Manövers bis zur kompletten Resorption nach 3 Tagen fotodokumentiert. Differenzialdiagnosen der Blutungen müssen geprüft werden. Der kurze Resorptionszeitraum von nur 3 Tagen deutet auf die Dringlichkeit einer augenärztlichen Untersuchung bei Verdacht auf ein nicht-akzidentelles Schädel-Hirn-Trauma zum Ausschluss retinaler Blutungen hin und sollte für eine Ursachenabklärung unbedingt berücksichtigt werden.