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185. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

27.01. - 28.01.2023, Essen

Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die Retinoblastomerstvorstellung in einem deutschen Referenzzentrum

Meeting Abstract

  • Tobias Kiefer - Essen
  • E. Biewald - Essen
  • N. Wibbe - Essen
  • N. Bornfeld - Essen
  • P. Ketteler - Klinik für Kinderheilkunde III – Kinderonkologie, Universitätsklinikum Essen
  • S. Schönberger - Klinik für Kinderheilkunde III – Kinderonkologie, Universitätsklinikum Essen
  • S. Göricke - Klinik für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Essen
  • D. Lohmann - Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Essen
  • N. E. Bechrakis - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 185. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 27.-28.01.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23rwa54

doi: 10.3205/23rwa54, urn:nbn:de:0183-23rwa548

Veröffentlicht: 3. Februar 2023

© 2023 Kiefer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die medizinische Versorgung in der Onkologie im Generellen, aber auch der Ophthalmoonkologie im Speziellen, wurden durch das Auftreten der COVID-19-Pandemie und die notwendige Rationalisierung medizinischer Ressourcen in den letzten Jahren deutlich beeinflusst. Dies wurde durch die Global Retinoblastoma Study Group 2020 auch für die Versorgung des Retinoblastoms früh zu Beginn der Pandemie aufgezeigt, jedoch wurden Auswirkungen im Verlauf bisher nicht beschrieben. Ziel dieser Arbeit war es daher, den Einfluss der Pandemie auf die Erstvorstellung und Primärbehandlung des Retinoblastoms in einem deutschen Referenzzentrum zu untersuchen.

Methodik: Deskriptive Analyse aller neuen Retinoblastomfälle in unserer Klinik von Januar 2018 bis Dezember 2021.

Ergebnisse: Die jährliche Rate an neuen Retinoblastomfällen blieb über den gesamten Untersuchungszeitraum konstant mit einer mittleren Rate von 71,5 (65–81) betroffenen Augen bei 52 Kindern (47–56). Nach dem aus Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März 2020 war die Rate der primären Enukleationen mit 54% im Vergleich zu 40% erhöht. Passend dazu war der Anteil von fortgeschrittenem Retinoblastomstadien (ICRB D-E) gestiegen (68% vs. 57%). Dies ging jedoch nicht mit einer erhöhten Notwendigkeit einer adjuvanten Chemotherapie einher, da das Auftreten von histopathologischen Risikofaktoren nicht erhöht war.

Schlussfolgerung: Die erhöhte Rate von fortgeschrittenen Retinoblastomen und primären Enukleation in der Pandemie könnte möglichweise durch eine verspätete Überweisung durch Lockdown-Maßnahmen und verzögerte Vorstellung bei Primär- und Sekundärbehandlern erklärt sein. Glücklicherweise ging dies im untersuchten Zeitraum nicht mit einer verstärkten Notwendigkeit für adjuvante Behandlungen nach Enukleation einher. Zahlen wie diese könnten verstärkt für zukünftige gesellschaftliche und medizinische Krisensituationen und Planungen genutzt werden.