gms | German Medical Science

185. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

27.01. - 28.01.2023, Essen

Differentialdiagnose Basalzellkarzinom: Morbus Favre-Racouchot

Meeting Abstract

  • Katharina Wall - Bonn
  • M.-C. Herwig-Carl - Bonn; Sektion Ophthalmopathologie, Universitäts-Augenklinik Bonn
  • E. Bierhoff - Heinz-Werner-Seifert-Institut für Dermatopathologie, Bonn
  • F.-G. Holz - Bonn
  • K.-U. Löffler - Bonn; Sektion Ophthalmopathologie, Universitäts-Augenklinik Bonn

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 185. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 27.-28.01.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23rwa13

doi: 10.3205/23rwa13, urn:nbn:de:0183-23rwa133

Veröffentlicht: 3. Februar 2023

© 2023 Wall et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Das Basalzellkarzinom ist der häufigste maligne Tumor der okulären Adnexe bei älteren Kaukasiern. Meist kann die Diagnose klinisch gestellt werden. Allerdings gibt es auch gutartige Läsionen, die wie ein Basalzellkarzinom imponieren können. Die genaue Kenntnis der klinisch-pathologischen Korrelation kann dabei helfen, Lidtumore klinisch besser einzuordnen.

Methode: Wir berichten über zwei klinische Fallbeispiele aus unserer ambulanten Sprechstunde: Ein 60-jähriger Patient stellte sich mit einer seit etwa drei Jahren bestehenden, größenprogredienten Hautläsion im Bereich des linken medialen Lidwinkels vor, die klinisch als deutlicher Substanzdefekt mit umgebendem perlschnurartigem Randwall imponierte. Unter der Verdachtsdiagnose eines Basalzellkarzinoms wurde die Läsion exzidiert und anschließend ophthalmopathologisch untersucht. Eine 87-jährige Patientin stellte sich mit einer ähnlich imponierenden Läsion am linken Unterlid unter dem Verdacht auf ein Basalzellkarinom vor. Klinisch zeigten sich perlschnurartig angeordnete Hornretentionszysten ohne zentrale Ulzeration.

Ergebnisse: Histopathologisch zeigte der Befund des ersten Patienten im makroskopisch ulzerierten Bereich keine Ulzeration, sondern eine abgeflachte Epidermis, und im klinisch als Randwall imponierenden Gewebe stellten sich Ansammlungen von Hornretentionszysten dar. Außerdem zeigte sich eine deutliche solare Elastose mit Begleitentzündung. Insgesamt bestand kein Anhalt für einen malignen Tumor. Anhand des histopathologischen Befundes konnten wir die Diagnose eines Morbus Favre-Racouchot stellen. Bei der zweiten Patientin konnten wir nun anhand des klinischen Befundes die Diagnose eines Morbus Favre-Racouchot stellen und auf eine chirurgische Intervention verzichten.

Schlussfolgerung: Der Morbus Favre-Racouchot ist eine solare kutane Atrophie und entsteht durch eine chronisch-aktinische Schädigung des kutanen Bindegewebes an lichtexponierten Hautarealen. Er stellt eine seltene, benigne Differentialdiagnose zum Basalzellkarzinom dar. Erfolgt die Diagnosestellung klinisch, kann insbesondere bei älteren, multimorbiden Patienten auf eine operative Intervention verzichtet werden.