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184. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

28.01. - 29.01.2022, Bielefeld

Okuläre Affektion durch Brennhaare des Eichenprozessionsspinners – Münsteraner Fallserie

Meeting Abstract

  • Martin Dominik Leclaire - Münster
  • F. Vietmeier - Münster
  • N. Eter - Münster
  • L. Baydoun - Münster

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 184. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bielefeld, 28.-29.01.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rwa38

doi: 10.3205/22rwa38, urn:nbn:de:0183-22rwa380

Veröffentlicht: 28. Januar 2022

© 2022 Leclaire et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist eine in Mitteleuropa heimische Schmetterlingsart, die sich in einigen Gebieten Deutschlands zunehmend ausbreitet. Neben der häufigen Affektion der Haut, können die Brennhaare des EPS am Auge eine Lidschwellung, Bindehaut- und Hornhautreizung, aber auch Entzündungen an tieferen Augenstrukturen wie der Vorderkammer, Iris, Glaskörper und Retina verursachen.

Methodik: Fallserie von 11 Patienten, von denen sich insgesamt 10 Ende Juni 2019 innerhalb von 14 Tagen notfallmäßig mit akuten Augensymptomen durch Brennhaare des EPS vorstellten. Bei insgesamt 6 Patienten konnte der Langzeitverlauf dokumentiert werden.

Ergebnisse: Die Patienten beschrieben in der Akutphase ein Fremdkörpergefühl, Schmerzen und Jucken. Diese traten anamnestisch meist nach Aktivität im Freien und in unmittelbarer Nähe einer EPS-Nestentfernung auf. Alle Patienten zeigten eine konjunktivale Injektion. Bei insgesamt 9 Patienten konnten oberflächliche und/oder tiefere Brennhaare v.a. in der peripheren Hornhaut nachgewiesen werden, wobei diese meist nur mit größter Vergrößerung sichtbar wurden. Bei 2 Patienten konnten Brennhaare an der Spaltlampe entfernt werden, bei einem Patienten lag das Haar zu tief im Stroma, sodass es belassen wurde. Bei weiteren 6 Patienten wurde eine Entfernung unter dem OP-Mikroskop versucht, welche sich als sehr mühsam gestaltete, da die Haare sehr fein waren und schnell brachen, sodass eine Entfernung nur bei einem Patienten vollständig gelang. Bei insgesamt 6 Patienten mit verbliebenen Brennhaaren entwickelte sich im Langzeitverlauf, trotz topischer Steroide, eine hauchige korneale Trübung um einzelne Brennhaare. Der Visus war nicht beeinträchtigt und die Patienten waren beschwerdefrei. Im Verlauf zeigte sich, dass einzelne Brennhaare intrakorneal ihre Position änderten oder nicht mehr nachweisbar waren.

Schlussfolgerung: Der EPS könnte eine saisonale Herausforderung für Augenärzte werden, da sich im kurzen Zeitintervall Patienten mit akuten Augenbeschwerden gehäuft vorstellen können. Aufgrund der Möglichkeit einer intraokulären Migration der Brennhaare ist eine Entfernung der Härchen zu empfehlen. Spezielle Verhaltensmaßnahmen zur Vorbeugung in betroffenen Gebieten sollten zeitgerecht publik zu machen.