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184. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

28.01. - 29.01.2022, Bielefeld

Kompressionsoptikoneuropathie

Meeting Abstract

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  • Anja Eckstein - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 184. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bielefeld, 28.-29.01.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rwa31

doi: 10.3205/22rwa31, urn:nbn:de:0183-22rwa311

Veröffentlicht: 28. Januar 2022

© 2022 Eckstein.
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Gliederung

Text

Eine kompressive Optikusneuropathie kann verschiedenste Ursachen haben. Meist kann man schon anamnestisch und vom zeitlichen Verlauf auf Ursachen rückschließen. Akute Kompressionen können durch ein Retrobulbärhämatom bei Trauma oder Einblutung in Tumoren entstehen. Entscheidend ist hier die Frage nach der Antikoagulation und die Indikationsstellung zu einer raschen Kanthotomie. Nur, wenn die Entlastung innerhalb von 3 Stunden durchgeführt wird, ist mit einer guten Visus-Prognose zu rechnen. Akute und chronische orbitale Entzündungen können auch eine Nervus opticus Kompression verursachen. Besonders eindrucksvoll kann man das bei schweren Verlaufsformen der endokrinen Orbitopathie (EO) sehen. Hier verdicken sich die Augenmuskeln in der Augenhöhlenspitze so stark, dass sie eine Kompression verursachen. Studien bei EO Patienten haben gezeigt, dass die Sehschärfe oft noch lange gut bleibt und Gesichtsfeldausfälle und Farbsinnstörungen Frühsymptome einer Kompression darstellen. Eine Kompression ist sehr wahrscheinlich, wenn das Verhältnis zwischen Augenmuskelvolumen zu Gesamtvolumen der Orbita 60% überschreitet. Insbesondere ist eine Volumenzunahme des selten betroffenen Musculus rectus superior bei der EO ein Indikator für die Entwicklung einer Nervus-optikus-Kompression. Bei einer Anamnese über Wochen bis Monate bis Jahre ist die wahrscheinlichste Genese eine benigne oder maligne Tumorerkrankung. Tumoren, die zu einer Kompression führen, können entweder vom Sehnerven selbst ausgehen (z.B. Opticusgliom, Opticusscheidenmeningiom) oder intrakonal wachsen (z.B. Hämangiom, Metastasen) oder extraconal wachsen (z.B. Rhabdomyosarkom, Metastasen) oder auch von den Knochen ausgehen (Keilbeinflügel Meningiom, Metastasen). Bei schnellerem Tumorwachstum und kurzer Anamnese sieht man öfter ein Papillenödem (aufgrund der Unterbrechung des axinalen Liquortransportes), bei langer Anamnese häufig eine Optikusatrophie oder sogar cilioretinale Shuntgefäße. Auch bei einer kompressiven Tumorerkrankung ist die Sehschärfe oft noch gut, wenn schon Gesichtsfeldausfälle nachweisbar sind. Alle kompressiven Optikusneuropathien bei orbitalen/prächiasmalen Läsionen können von einem mehr oder weniger ausgeprägten Exophthalmus, Augenbewegungsstörung, Sensibilitätsstörung, Refraktionsänderung und Bulbusverlagerung begleitet sein. Bei asymmetrischer Ausprägung finden sich immer eine RAPD und eine Farbentsättigung.