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Refraktive Behandlung des Keratokonus
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Veröffentlicht: | 29. Januar 2021 |
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Der Keratokonus (KK) kann u.a. durch genetische und immunologische Faktoren sowie Augenreiben ausgelöst und heute bereits in einem sehr frühen Stadium diagnostiziert werden. Nach einer sorgfältigen Anamnese und Einstufung des Schweregrades mithilfe eines modernen Klassifikationssystems (ABCD-Grading nach Belin) steht uns heute eine gezielte stadiengerechte Therapie zur Verfügung. Ist der Brillenvisus nicht mehr ausreichend, werden von einem Spezialisten primär formstabile sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen (KL) angepasst. KL-Hersteller, die sich der optischen Korrektur des KK verschrieben haben, bieten formstabile Keratokonuslinsen von einfachen rotationssymmetrischen über diverse torische Varianten bis hin zu asymmetrischen quadrantenspezifischen und multifokalen Geometrien an. Bei schlechter Toleranz formstabiler KL kann das „Huckepackprinzip“ angewandt werden. Eine weitere, heute zunehmend populäre Alternative bietet die Versorgung mit (Mini-) Sklerallinsen, besonders in fortgeschrittenen KK-Stadien. Durch Entfernung subepithelialer Knötchen und Narben mittels phototherapeutischer Keratektomie (PTK) kann oft der KL-Sitz verbessert werden. Bei Progression und akzeptablem Visus empfiehlt sich das Riboflavin UVA Crosslinking (CXL), bei herabgesetztem Visus und klarer zentraler Hornhaut sind bei KL-Intoleranz intrastromale Ringsegmente (ICRS) (bevorzugt INTACS-SK) indiziert. Damit kann sowohl der unkorrigierte als auch der bestkorrigierte Visus gesteigert werden und die Progression wahrscheinlich aufgehalten werden. Die topographiegestützte PRK mit prä-/intra- oder postoperativem CXL ergibt variable Ergebnisse und hat sich in Deutschland nicht durchgesetzt. Den regulären Anteil des Astigmatismus beim stabilen KK kann man sowohl mit einer torischen phaken IOL (z.B. ICL) als auch mit einer torischen Hinterkammerlinse im Rahmen der Katarakt-OP kompensieren. Ein Teil der irregulären Brechkraft des KK lässt sich durch eine sog. „small aperture IOL“ ausblenden. Heutzutage ist beim KK eine sehr frühe apparative Diagnose und eine stadiengerechte refraktive Therapie wie bei fast keiner anderen Erkrankung möglich. Damit kann die lamelläre und perforierende Keratoplastik immer weiter hinausgezögert oder oft sogar vermieden werden.