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182. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

31.01. - 01.02.2020, Münster

Kanalikulitis als Ursache einer chronischen Keratitis mit konsekutiver Keratoplastik à chaud?

Meeting Abstract

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  • Madalina Stirbu - Dortmund
  • P. Wölfelschneider - Dortmund
  • M. Kohlhaas - Dortmund

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 182. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Münster, 31.01.-01.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20rwa88

doi: 10.3205/20rwa88, urn:nbn:de:0183-20rwa884

Veröffentlicht: 29. April 2020

© 2020 Stirbu et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Kanalikulitis ist eine seltene Infektion des Tränenkanälchen (2-4% der Krankheitsbilder der Tränenwege= TW), die meist unilateral und an einem Kanalikulus auftritt. Symptome wie Epiphora, Bindehautrötung, eitriges/nicht eitriges Sekret, Verhärtung im Bereich des betroffenen Kanalikulus, Lidschwellung und auswärtsgedrehtes Tränenpünktchen können isoliert oder wenig ausgeprägt auftreten. Deswegen wird diese Krankheit unterdiagnostiziert und hat gewöhnlich einen chronischen Verlauf. Herkömmlich wird eine Kanalikulitis durch Actinomyces israelii verursacht, jedoch zeigt sich eine Zunahme der Infektion durch andere Erreger.

Methoden: Eine 70-jährige Patientin stellte sich zur Fadenentfernung 2 Wochen nach perforierender Keratoplastik mit Amniondeckung bei perforierender Hornhautverletzung am rechten Auge in unserer Klinik vor. Die Patientin hatte keine TW-Operation oder Beschwerden bezüglich einer TW-Pathologie in der Vorgeschichte. Die Inspektion des rechten Auges mittels Spaltlampe zeigte eine Rötung und umschriebene Schwellung medial des oberen Tränenpunktes (OTP) mit Auftreten eines eitrigen Sekrets nach Kompression des OTP. Dieser Befund erlaubte die klinische Diagnose einer Kanalikulitis. Eine Sanierung wurde durch eine Schlitzung des OTP mit Entfernung von Konkrementen erzielt. Anschließend wurde eine lokale Antibiotikatherapie angesetzt.

Ergebnisse/Diskussion: Die feingewebliche Untersuchung des Hornhaut-Resektates zeigte eine subepitheliale Pannusbildung, eine periphere chronische Entzündungsreaktion sowie eine gering floride uncharakteristische Keratitis. Die histopatologische Untersuchung des Konkrementes zeigte Aktinomyzesdrusen mit typischem Aspekt der peripheren Aussprossung und entsprechender Basophilie. Der Fall zeichnete sich durch eine subjektiv asymptomatische Patientin aus, die vor wenigen Wochen wegen anderer Diagnose in Behandlung bei uns war, ohne einen Verdacht auf Kanalikulitis. Es stellt sich die Frage, ob eine chronische Keratitis aufgrund der Kanalikulitis die Hauptursache für die Perforation war, und nicht die Verletzung.

Schlussfolgerung: Die unspezifische und häufig wenig ausgeprägte Symptomatik einer Kanalikulitis erschwert die Diagnose dieser Erkrankung. Andere okuläre Krankheiten können die Anzeichen einer Kanalikulitis verbergen oder irrelevant erscheinen lassen. Eine gründliche, bilaterale Überprüfung der Tränenpunkte erlaubt eine korrekte Diagnose und soll bei der augenärztliche Untersuchung nicht ausgelassen werden.