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Unklare Lidschwellung als Primärmanifestation einer okulären Tuberkulose
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Veröffentlicht: | 29. April 2020 |
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Hintergrund: Die okuläre Tuberkulose (oTB) ist eine seltene extrapulmonale mykobakterielle Infektion und tritt meist (über 60%) ohne Lungenerkrankung auf. Sie erscheint in verschiedenen Varianten und kann viele andere Krankheitsbilder imitieren. Die Tuberkulose kann prinzipiell jedes Gewebe, u.a. auch die Orbita betreffen. Die Inzidenz variiert erheblich in Abhängigkeit der untersuchten Bevölkerung.
Methoden: Ein 67-jähriger Patient, deutscher Herkunft, stellte sich in den letzten 10 Jahren mit rezidivierenden Lidschwellungen unklarer Genese am linken Auge, sowie rezidivierenden konjuktivalen Injektionen beidseitig und Symblepharonbildung am rechten Auge in unserer Klinik vor. In der Anamnese bestehen bereits externe Vorbehandlungen an der Tränenwegen am rechten Auge bei Tränenwegstenose. Am linken Oberlid bestand – vom klinischen Aspekt – der Verdacht auf ein Chalazion. Funduskopisch zeigte sich ein altersentsprechender Befund, ohne Entzündungszeichen. Die Histologie – nach mehrfachen Tumorexzisionen und Probeentnahmen – zeigten Läsionen mit epitheloidzellig-granulomatöser Entzündungsreaktion, welche einem Chalazion entsprechen. Trotz lokaler und systemischer antibiotischer und steroidhaltiger Therapie zeigte sich keine deutliche Besserung. Es erfolgten im Verlauf Vorstellungen bei verschiedenen Dermatologen und Kliniken, ohne relevante Befunde. Eine Amyloidose war histopathologisch nicht nachweisbar und eine Sarkoidose wurde laborchemisch ausgeschlossen. Der Röntgen-Thorax, sowie der MRT des Schädels und der Orbita blieben ebenso unauffällig. Bei Verdacht auf Melkersson-Rosenthal-Syndrom erfolgte ambulant eine medikamentöse Infiltrationsbehandlung mit Steroiden und nur mit temporärer Befundbesserung.
Ergebnisse: Letztlich war in einer erneuten Probebiopsie – bei massiver Oberlidschwellung – eine Läsion mit granulomatöser Entzündungsreaktion und Nekrose-Areale zu sehen. Eine daraufhin durchgeführte Untersuchung mit molekularpathologischer Analytik wies das Mykobakterium tuberculosis nach. Hinsichtlich therapeutischer Maßnahmen wurde der Patient in eine Infektionsabteilung überwiesen.
Schlussfolgerung: Die Tuberkulose spielt auch in der Augenheilkunde eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Symptome einer oTB sind häufig sehr unspezifisch. Rezidivierende Lidschwellungen sowie therapieresistende okuläre Erkrankungen könnten auf eine oTB zurückführen. Ein negativer radiologischer Befund kann eine oTB nicht ausschließen. Hierzu ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Augenärzten – Internisten – Pathologen von Bedeutung.