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181. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

25.01. - 26.01.2019, Aachen

Neurotrophe Keratopathie – Ein zunehmendes Problem?

Meeting Abstract

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  • Sebastian Dierse - Düsseldorf
  • J. Alder - Düsseldorf
  • S. Schrader - Düsseldorf
  • G. Geerling - Düsseldorf

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 181. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Aachen, 25.-26.01.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19rwa065

doi: 10.3205/19rwa065, urn:nbn:de:0183-19rwa0650

Veröffentlicht: 12. Februar 2019

© 2019 Dierse et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die neurotrophe Keratopathie (NK) ist eine seltene, degenerative Hornhauterkrankung in Folge einer Schädigung der Hornhautinnervation. Sie ist verbunden mit der Entwicklung von Epitheldefekten und Hornhautulcera, bis hin zur Hornhautperforation. Bei schweren Verläufen der Erkrankung kann eine Therapie mittels Amnionmembrantransplantation (AMT), Eigenserumaugentropfen oder einer Perforierenden Keratoplastik á chaud (PKP) notwendig werden. Nachdem wir im Vorjahr eine Prävalenz von 18% in unserem Krankengut der Jahre 2015 bis 2017 präsentierten, haben wir in einer retrospektiven Studie über 8 Jahre die Prävalenz der Erkrankung und den längerfristigen Krankheitsverlauf erhoben.

Methoden: Im Zeitraum von 2010 bis 2017 wurden aus dem Patientengut der Universitätsaugenklinik Düsseldorf 142 PKPs, 499 AMTs und 135-ESAT-Therapiezyklen identifiziert. Das Vorleigen einer NK wurde entweder auf der Basis der dokumentierten Hornhautsensibilität oder direkt aus der klinischen Diagnose entnommen. Alter, Geschlecht und Grunderkrankung wurden ebenso ausgewertet wie der Schweregrad der NK (leicht, mittel und schwer) bis zum Ende der Verlaufsbeobachtung (last observation carried forward).

Ergebnisse: Bei 21% der PKPs, 18% der AMTs und 26% der ESAT-Zyklen wurde die Diagnose der NK bestätigt. Für alle 3 Gruppen fand sich eine Zunahme der NK vom Anfang zum Ende des Beobachtungszeitraumes (PKP von 10% auf 19%; AMT von 6,7% auf 34%, ESAT von 10% auf 45%). Das Patientenalter lag im Median bei 78 Jahren. 57% waren Männer, 43% Frauen. Bei 75% aller Fälle war eine auslösende Grunderkrankung zu identifizieren. Führend mit 23% war ein Zustand nach Herpes Keratitis, gefolgt von Diabetes mellitus bei 18% der Patientenkohorte. Initial lag bei 66% der Patienten eine schwere neurotrophe Keratopathie vor, nach einem Monat bei den meisten Patienten eine mittlere (36%) und nach 3 und 6 Monaten eine leichte (44% und 49%). Nach 12 Monaten war der Oberflächenbefund lediglich bei 44% normal.

Schlussfolgerungen: In der hier untersuchten Kohorte fand sich von 2010 bis 2017 eine deutliche Zunahme der Diagnose „Neurotrophe Keratopathie“ in allen Behandlungsgruppen. Dies ist am ehesten durch eine Verbesserung der spezifischen Diagnostik zu erklären. Mehr als die Hälfte aller Patienten weisen auch 1 Jahr nach Diagnosestellung noch eine persistierende NK auf. Bei passender Klinik sollte stets eine Sensibilitätsmessung erfolgen. Eine frühe Diagnosestellung könnte helfen die Zahl der Patienten mit einem schwereren und längeren Krankheitsverlauf zu reduzieren.