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181. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

25.01. - 26.01.2019, Aachen

Minocyclin hemmt die Mikroglia-Reaktion in einem experimentellen Retinadegenerationsmodell

Meeting Abstract

  • Andreas Smit - Bochum
  • P. Grotegut - Bochum
  • S. Kuehn - Bochum
  • H.B. Dick - Bochum
  • S.C. Joachim - Bochum

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 181. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Aachen, 25.-26.01.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19rwa045

doi: 10.3205/19rwa045, urn:nbn:de:0183-19rwa0457

Veröffentlicht: 12. Februar 2019

© 2019 Smit et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Gegen das Protein S100B wurden in der Tränenflüssigkeit von Glaukompatienten Antikörper nachgewiesen (Grus et al., 2010). In Tiermodellen wurde gezeigt, dass die intraokuläre Injektion von S100B zu einem glaukomähnlichen Schaden an Retina und Sehnerven führt (Kuehn et al., 2018). Durch Immunisierung mit S100B wurde eine Aktivierung und Migration von Mikrogliazellen beobachtet (Kuehn et al., 2016). Ob die Mikrogliareaktion ein entscheidender Faktor im Degenerationsprozess ist, blieb unklar. Um dies zu untersuchen, wurde das Tetracyclin-Antibiotikum Minocyclin im S100B-Modell verwendet, um die Mikrogliareaktion zu hemmen.

Methode: In Rattenaugen wurde PBS, als Kontrollsubstanz, oder S100B intraokulär appliziert. Den Minocyclingruppen wurde neben S100B Minocyclin in zwei Dosierungen intraperitoneal injiziert (25 mg/kg KG=Mino1; 13,5 mg/kg KG=Mino2). Die Therapie begann einen Tag vor der intraokulären Injektion und wurde 14 Tage lang täglich bis zur Organexplantation fortgesetzt. In der Retina wurden retinale Ganglienzellen (Brn-3a), Mikrogliazellen (Iba1/ED1), sowie die Apoptoseaktivität (cleaved Caspase 3) histologisch untersucht. Im Sehnerven wurde das Neurofilament (SMI-32) und die Mikroglia analysiert.

Ergebnisse: S100B führte zum Verlust der RGZ (p<0,05) und zum Anstieg der Apoptoseaktivität (p<0,001). Die Mikrogliaanzahl (p<0,001) und -aktivität (p<0.001) stieg an. Minocyclin reduzierte dosisabhängig die Apoptoseaktivität (Mino2: p<0,01) und zeigte einen tendenziellen protektiven Effekt auf die RGZ. Die Mikrogliareaktion wurde gehemmt (Mino1, Mino2: Iba1: p<0,001; ED1: p<0,01 Mino1; p<0,001 Mino2). Am Sehnerven führte S100B zu einer Degeneration des Neurofilaments (p<0,05), welche durch Minocyclin dosisabhänig verringert werden konnte (Mino2: p<0,05). Eine Hemmung der Mikrogliamigration konnte nachgewiesen werden (p<0,001 Mino1; p<0,01 Mino2).

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse bestätigen die degenerative Wirkung einer intraokulären S100B-Injektion. Eine Mikrogliahemmung durch Minocyclin konnte nachgewiesen werden. Es besteht ein protektiver Effekt auf die Struktur des Sehnerven und der Retina. Allerdings konnte die glaukomähnliche Degeneration nicht vollständig inhibiert werden. Daher ist anzunehmen, dass die Mikrogliareaktion nur einen Teileffekt im Degenerationsprozess darstellt. Der ursächliche Faktor bleibt unbekannt und sollte weiterführend untersucht werden.