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180. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26. - 27.01.2018, Düsseldorf

Brachytherapie großer Melanome der Aderhaut (Tumorprominenz 6–7 mm) Applikatoren mit Ruthenium-106 vs. Applikatoren mit Ruthenium-106 und Iod-125

Meeting Abstract

  • S. Dalbah - Essen
  • M. Gök - Essen
  • E. Biewald - Essen
  • P. Rating - Essen
  • D. Fluehs - Medizinphysik, Universitätsklinikum Essen
  • M. Stuschke - Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 180. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Düsseldorf, 26.-27.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18rwa098

doi: 10.3205/18rwa098, urn:nbn:de:0183-18rwa0988

Veröffentlicht: 25. Januar 2018

© 2018 Dalbah et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Aderhautmelanom ist der häufigste primär maligne, intraokulare Tumor im Erwachsenenalter. Zur kurativen, bulbuserhaltenden Therapie des Aderhautmelanoms werden lokale Strahlenträger (Applikatoren) verwendet. Zum Einsatz kommen neben Ruthenium-Applikatoren auch sogenannte Ruthenium- Iod- Kombi- Applikatoren, die ihren Einsatz häufiger bei hochprominenten Tumoren finden und neben Ruthenium-106 auch Iod-125 als radioaktives Isotop enthalten. Inwieweit auch Ruthenium- Applikatoren in der Behandlung hochprominenter Aderhautmelanome geeignet sind, wurde in einer retrospektiven vergleichenden Studie untersucht.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Datenanalyse wurden insgesamt 460 Aderhautmelanom- Patienten mit einer mittleren Tumorprominenz von 6,5 mm (Range: 6-7mm) untersucht, die konsekutiv in unserer Klinik behandelt wurden. Mit Kaplan-Meyer-Analysen wurden Tumorkontrolle, Augen- sowie Visuserhalt nach Ruthenium-Applikator (n=388), Ruthenium-Iod-Kombi- Applikator (n=41) und Ruthenium-Applikator mit Transpupillarer Thermotherapie (n=31) verglichen. Das Durchschnittsalter der behandelten Patienten betrug 59,5 Jahre. Die erreichten Strahlendosen an Tumorspitze (Apex) und Sklera wurden ermittelt.

Ergebnisse: Im Nachbeobachtungszeitraum von 49,9 Monaten (Mittelwert) zeigt sich in der Ruthenium-Gruppe eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit eines Organerhalts als in der Kombi-Applikator-Gruppe. Die Wahrscheinlichkeit am behandelten Auge nach Behandlung nicht funktionell zu erblinden (kein Erreichen eines numerischen Visus) liegt bei der Ruthenium-Gruppe signifikant höher als bei der Kombi-Applikator-Gruppe. Die durchschnittlich erreichte Strahlendosis an Apex und Sklera lag bei Ruthenium- Applikatoren bei 115 Gy und 1173 Gy, bei Kombi- Applikatoren betrug sie 83 Gy und 902 Gy. Die Sklerakontaktdosis liegt bei Ruthenium-106 Applikatoren damit im Mittel deutlich höher als bei den Ruthenium- Iod- Kombi- Applikatoren.

Diskussion: Bei Aderhautmelanomen mit einer Tumorprominenz von 6-7 mm scheint die Brachytherapie mit Ruthenium-Applikatoren eine effektive und vielversprechende Alternative zu den Ruthenium- Iod- Kombi- Applikatoren zu sein. Trotz im Mittel höherer Sklerakontaktdosen und Überschreiten der Obergrenze von 1000 Gy an der Sklera lassen die Ergebnisse auf eine geringere Komplikationsrate mit vergleichbarer Tumorkontrolle der Ruthenium-Applikatoren als bei Kombi-Applikatoren schließen. Gegenstand folgender Untersuchungen sollte insbesondere der Einfluss der Lage des Tumors auf das Therapieansprechen bei Ruthenium-106 oder Ruthenium-106-Iod-125-Applikatoren darstellen.