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179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

03. - 04.02.2017, Essen

Klinische Langzeitergebnisse nach Vitrektomie unerkannter Retinoblastomaugen

Meeting Abstract

  • E. Biewald - Essen
  • S. Schlüter - Essen
  • S. Kreis - Essen
  • K. A. Metz - Universitätsklinikum, Institut für Pathologie und Neuropathologie, Essen
  • W. Sauerwein - Universitätsklinikum, Strahlenklinik, Essen
  • R. Wieland - Universitätskinderklinik, Zentrum für Hämatologie und Onkologie, Essen
  • S. L. Göricke - Universitätsklinikum, Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen
  • N. Bornfeld - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 03.-04.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rwa106

doi: 10.3205/17rwa106, urn:nbn:de:0183-17rwa1064

Veröffentlicht: 2. Februar 2017

© 2017 Biewald et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den klinischen Langzeitverläufen nach Vitrektomie zunächst unvermuteter Retinoblastomaugen. Besonderer Fokus wurde dabei auf das Überleben mit Auftreten einer Metastasierung und/oder eines orbitalen Rezidivs gelegt.

Methodik: Retrospektive Analyse.

Ergebnis: Von 1992 bis 2015 wurden uns insgesamt sieben Patienten nach vorausgegangener Vitrektomie mit der Diagnose eines unerwarteten Retinoblastoms zugewiesen. Gründe für die auswärtige Vitrektomie waren eine unilaterale Entzündung mit einem vermuteten Lymphom oder einer Toxocariasis in 3 Fällen, eine Ablatio retinae und ein PHPV in weiteren zwei Fällen und Coats Disease oder eine ältere Blutung in den beiden übrigen Augen. Das mittlere Patientenalter lag bei 4 Jahren (14 Monate bis 6,5 Jahre). Nach erfolgter Vitrektomie dauerte es im Schnitt 15 Tage bis die Patienten in ein Retinoblastomzentrum überwiesen wurden. Alle Patienten wurden enukleiert und erhielten je nach histopathologischem Befund 4 bis 6 Zyklen Polychemotherapie und / oder eine perkutane Radiatio. Die histologische Aufarbeitung zeigte in zwei Fällen eine Invasion der Sklerotomien mit Tumorzellen. Glücklicherweise entwickelte keiner unserer Patienten unter maximaler Therapie in Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich 6,9 Jahren ein orbitales Rezidiv oder eine systemische Metastasierung.

Schlussfolgerung: Eine einseitige Leukokorie sollte, gerade auch bei älteren Kindern, sollte differentialdiagnostisch immer auch an das Vorliegen eines unilateralen Retinoblastoms denken lassen. Bei unklaren Fällen sollte zwingend eine weiterführende Diagnostik an einem Retinoblastomzentrum erfolgen, da eine Vitrektomie an einem Retinoblastomauge aufgrund der Gefahr der Metastasierung und eines lokalen Rezidivs als obsolet angesehen werden muss. Sollte es dennoch zu einer versehentlichen Vitrektomie gekommen sein, ist eine aggressive Therapie mit Enucleation, Chemotherapie und/oder Radiatio das Mittel der Wahl, um das Überleben der Patienten zu sichern.