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179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

03. - 04.02.2017, Essen

Modifizierter Tripier Lappen zur Deckung von großen Unterliddefekten bei malignen Unterlidtumoren

Meeting Abstract

  • A. K. Eckstein - Essen
  • M. Oeverhaus - Essen
  • D. Dekowski - Essen
  • A. Schlüter - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Essen
  • R. Pförtner - Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 03.-04.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rwa101

doi: 10.3205/17rwa101, urn:nbn:de:0183-17rwa1014

Veröffentlicht: 2. Februar 2017

© 2017 Eckstein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für die Defektdeckung eines kompletten Unterlidverlustes sind die operativen Möglichkeiten begrenzt. Problematisch ist vor allem der Erhalt des kompletten Lidschlusses. Bei der Nutzung eines doppelt gestielten Hautmuskellappen aus dem Oberlid kann die Innervation und damit die Funktion des M. orbicularis oculi erhalten werden. Vorgestellt wird eine modifizierte Variante des erstmals 1889 beschriebenen Tripier Lappens.

Methoden: Bei n=4 Patienten (Alter: 78-87) erfolgte eine R0 Resektion des Tumors mit Sicherheitsabstand von 3mm durch eine komplette Unterlidentfernung (n=3 Basaliome und n=1 Plattenepithelcarcinom) Dabei mussten bei n=2 Patienten die kompletten Tränenwege und bei n=2 die unteren Tränenwege reseziert werden. Für die Defektdeckung wurde die innere Lidschicht durch ein Mundschleimhauttransplantat (MSH) mit Fornix bildenden Nähten gedeckt. Für die äußere Schicht wurde ein doppelt gestielter Hautmuskellappen aus dem Oberlid (Basis 8-9mm) präpariert und nach unten in den Defekt eingeschwenkt. Im Bereich der Lidbändchenansätze wurde der Schwenklappen mit nicht resorbierbaren Fäden fixiert. Für 3 Wochen wurde eine Illigschale eingelegt.

Ergebnisse: Durch die doppelte Blutversorgung konnten die freien Mundschleimhauttransplantate und die Schwenklappen gut einheilen. Bei allen Patienten konnte durch die Erhaltung der Orbikularisfunktion ein kompletter Lidschluss gesichert werden. Bei einer Patientin mit Verlust der bulbären Bindehaut (Plattenepithel-Carcinom) kam es nasal zur Synechierung mit Doppelbildwahrnehmung ab 30° Seitblick. Aufgrund des Alters der Patienten bereitete der Verlust der Tränenwege kaum Beschwerden (störende Epiphora bei n=1) – der leicht anstehende Tränensee war in der Wundheilungsphase sogar förderlich. Das Lymphödem besserte sich nach 6-8 Wochen.

Diskussion: Im höheren Patientenalter lässt sich ein doppelt gestielter Hautmuskellappen durch die größere Hautelastizität gut aus dem Oberlid in einen Unterliddefekt einschwenken. Aufgrund der Lappenlänge ist die Durchblutung im mittleren Bereich kritisch. Außerdem muss auf eine ausreichende Lappenbreite bei einem freiem Mundschleimhaut- Transplantat geachtet werden. Die Modifikation mit Fornix bildender, gleichzeitig die bulbäre Bindehaut ersetzender, Mundschleimhaut wurde bisher nicht in der Literatur beschrieben.