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179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

03. - 04.02.2017, Essen

Antientzündliche Therapie bei endokriner Orbitopathie mit Doppelbildern – Wie effektiv ist sie wirklich?

Meeting Abstract

  • M. H. Oeverhaus - Essen
  • T. Witteler - Essen
  • M. Fischer - Essen
  • D. Dekowski - Essen
  • J. Esser - Essen
  • A. K. Eckstein - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 03.-04.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rwa097

doi: 10.3205/17rwa097, urn:nbn:de:0183-17rwa0973

Veröffentlicht: 2. Februar 2017

© 2017 Oeverhaus et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Durch fibrotische Verkürzung der Augenmuskeln entwickeln Patienten mit endokriner Orbitopathie (EO) Fehlstellungen mit Doppelbildwahrnehmung, die sich durch antientzündliche Therapie selten wieder normalisieren lassen. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, in welchem Ausmaß sich Augenbeweglichkeit und Feld des binokularen Einfachsehens (BES) durch eine intravenöse Cortisontherapie im Vergleich zu einer Kombinationstherapie mit zusätzlicher Orbitaspitzenbestrahlung bessern lassen.

Methoden: Die Essener-EO-Datenbank beinhaltet Datensätze von n=3655 EO-Patienten. Für die retrospektive Auswertung wurden Patienten nach folgende Einschlusskriterien zur Auswertung herangezogen: Bisher nicht therapierte, moderat schwere, aktive EO (CAS≥4), mit einer Krankheitsdauer ≤12 Monate. Für die Auswertung der Aktivität und der Schwere der Erkrankung wurden folgende Parameter 3 und 6 Monate nach Beginn der Therapie erfasst: Aktivität (CAS), Schweregrad (NOSPECS), Exophthalmus, monokulare Exkursionen, Bewertungen des BES Feldes nach zwei lebensqualitätsrelevanten Scoring-Systemen.

Ergebnisse: 543 Patienten mit einer moderat schweren EO wurden in unserer EO-Sprechstunde konservativ behandelt und nachverfolgt. Von diesen erfüllten n=148 alle Einschlusskriterien. 76 davon wurden mit alleiniger Steroidtherapie und 72 mit Kombinationstherapie behandelt. Die kombinierte Therapie führte bei 67,1% der Patienten zu einer Motilitätsverbesserung, im Vergleich zu 40% bei alleiniger Steroidtherapie (p=0.0022). Die mittlere Motilitätsänderung war dabei bei Orbitaspitzenbestrahlung signifikant größer (11,3° vs. 18,4°; p=0.0001). Von den initial fahruntauglichen Patienten (n=31) gewannen nur 22% bei intravenöser Cortisontherapie vs. 26% bei Kombinationstherapie ihre Fahrtauglichkeit zurück (p=0,705). Eine Besserung der Doppelbildwahrnehmung konnte in beiden Gruppen nur in <50% der Fälle erzielt werden.

Diskussion: Auch bei dieser retrospektiven Analyse zeigte sich, dass nur bei einem Teil der Patienten mit antientzündlicher Therapie ein Rückgang der pathologischen Veränderungen erreicht werden kann. Die Ergebnisse bestätigen die größere Effektivität der Orbitaspitzenbestrahlung hinsichtlich der Motilitätsverbesserung. Schwere Motilitätsstörungen mit Doppelbildern in Primärposition (Fahruntauglichkeit) besserten sich aber dennoch nur bei 1/5 der Patienten. Vor einer antientzündlichen Therapie ist es daher wichtig die Patienten hinsichtlich der Erwartungshaltung aufzuklären und die operative Therapie bereits vorrauschend zu planen.