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179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

03. - 04.02.2017, Essen

Die OVIS-Studie (ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen)

Meeting Abstract

  • P.-P. Fang - Bonn
  • A. Schnetzer - Bonn
  • F. Krummenauer - Witten/Herdecke
  • R. P. Finger - Bonn
  • F. G. Holz - Bonn

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 03.-04.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rwa096

doi: 10.3205/17rwa096, urn:nbn:de:0183-17rwa0962

Veröffentlicht: 2. Februar 2017

© 2017 Fang et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Aufgrund der demographischen Entwicklung ist mit einer erheblichen Zunahme von Erblindung und Sehbehinderung im Alter zu rechnen. Basierend auf Studien aus anderen Industrienationen ist zudem von einem relativ hohen Anteil von unerkannter Sehbehinderung in Seniorenheimen auszugehen. In einer prospektiven multizentrischen Querschnittsstudie (OVIS) hat von 2014 bis 2016 systematisch und bundesweit die ophthalmologische Versorgung älterer Menschen in Seniorenheimen untersucht.

Methoden: Es wurde eine ausführliche Anamneseerhebung und standardisierte augenärztliche Untersuchung von Bewohnern in Seniorenheimen durchgeführt. Dokumentierte Daten erfassten neben der ophthalmologischen Anamnese die aktuelle Medikation sowie allgemeine Erkrankungen. Die Untersuchung beinhaltete u.a. eine Visusbestimmung, eine Augeninnendruckmessung sowie eine Spaltlampenuntersuchung und Funduskopie in Mydriasis.

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 434 Frauen und 166 Männer zwischen 26 und 104 in 32 Seniorenheimen in Deutschland untersucht. Bei 367 (61,2%) stellten sich behandlungsbedürftige ophthalmologische Befunde dar. Zu den häufigsten Diagnosen des Vorderabschnitts zählten eine visusrelevante Katarakt (315; 52.5%), Augenlidveränderungen (127; 21.2%), Keratokonjunktivitis sicca (57; 9,5%) und Nachstar (43; 7,2%). Bei 47 (7,8%) Bewohnern zeigte sich ein Glaukomverdacht und bei 55 (9,2%) bestätigte sich die Diagnose eines vorbekannten Glaukoms, welches jedoch bei einem Drittel insuffizient oder gar nicht therapiert wurde. Funduskopisch zeigten sich bei 236 Bewohnern (39,3%) Zeichen einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD). Lediglich 51,7% der Senioren war innerhalb der letzten 5 Jahren beim Augenarzt gewesen. 40% der Bewohner gaben an, dass sie sich aktuell nicht in der Lage sehen würden, einen Augenarzt zu konsultieren. 9 Bewohner gaben sogar an, noch nie beim Augenarzt gewesen zu sein. Berichtete Hürden waren vorwiegend Transport (48,5%) und fehlende Unterstützung/Begleitung (24,2%).

Schlussfolgerungen: Die Daten der OVIS-Studie weisen auf relevante ophthalmologische Versorgungsdefizite bei den untersuchten Bewohnern von Seniorenheimen hin. Offensichtlich ist z.T. auch akuter Behandlungsbedarf nicht gedeckt, wobei neben vielen Faktoren auch Transportprobleme eine Rolle spielen können. Die Ergebnisse bilden eine Grundlage für Maßnahmen, um unerkannte Sehbehinderung und vermeidbare Seheinschränkung zu verhindern.