gms | German Medical Science

179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

03. - 04.02.2017, Essen

Dezellularisierte humane und porcine Bindehaut als Matrix für die Augenoberflächenrekonstruktion

Meeting Abstract

  • K. Spaniol - Düsseldorf
  • J. Witt - Forschungslabor der Universitätsaugenklinik Düsseldorf
  • G. Geerling - Düsseldorf
  • S. Mertsch - Forschungslabor der Universitätsaugenklinik Düsseldorf
  • S. Schrader - Düsseldorf; Forschungslabor der Universitätsaugenklinik Düsseldorf

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 03.-04.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rwa009

doi: 10.3205/17rwa009, urn:nbn:de:0183-17rwa0090

Veröffentlicht: 2. Februar 2017

© 2017 Spaniol et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Der Goldstandard für die Bindehautrekonstruktion ist humane Amnionmembran (AM). Nachteile dieses Gewebes sind limitierte Verfügbarkeit, potentielle Infektiosität und ein schneller Abbau im entzündeten Gewebe. Wir untersuchen humane und porcine dezellularisierte Konjunktiva (HDK und PDK) als alternatives Gewebe für die Bindehautrekonstruktion.

Material und Methoden: Humane und porcine Bindehaut wurden dezellularisiert und histologisch (Hämatoxylin&Eosin Färbung, Feulgen-Reaktion) sowie quantitativ (Fluoreszenz Assay) auf Zellfreiheit untersucht. Der Erhalt der Extrazellulärmatrix wurde histologisch, quantitativ (Kollagen-Assay) und elektronenmikroskopisch überprüft. Primäre konjunktivale Epithelzellen wurden mit Kulturüberständen der HDK und PDK kultiviert und die Zellviabilität untersucht. Im Kaninchenmodell wurden konjunktivale Defekte (5 mm Durchmesser) mit HDK oder PDK gedeckt und nach 3 und 10 Tagen klinisch (Defektgröße, Nahtzustand, Hyperämie, Fornixtiefe) sowie histologisch (Epithelialisierung, Lymphozyteninfiltration) untersucht. Kontrolle: AM, n=6 in jeder Gruppe bei allen Versuchen. Statistische Analyse mittels SPSS, Signifikanzniveau p<0,05.

Ergebnisse: HDC und PDC waren histologisch zellfrei und enthielten geringe DANN-Reste (p<0,001). Die Extrazellulärmatrix war weitestgehend erhalten und zeigte einen nicht signifikanten Kollagenverlust (p>0,1). Die Kulturüberstände von HDC und PDC wirkten nicht toxisch auf primäre humane Epithelzellen (p>0,1). Im Kaninchenauge zeigte sich ein signifikant geringerer Transplantatverlust in der HDK und PDK Gruppe verglichen mit AM (p<0,5). Konjunktivale Hyperämie und Lymphozyteninfiltration zeigten eine milde Inflammation ohne signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Es kam zu keiner Fornixverkürzung. Nach 10 Tagen zeigten HDK und PDK eine komplette Integration in die Empfängerkonjunktiva und ein teilweise mehrschichtiges Epithel.

Diskussion: Dezellularisierung von humaner und porciner Konjunktiva generiert eine zellfreie und stabile Matrix, die in-vitro und nach allogener Transplantation eine exzellente Verträglichkeit zeigt. Die Stabilität war im Empfängergewebe der AM überlegen. Da porcine dezellularisierte Gewebe bereits vielfach in der Klinik eingesetzt werden, ist insbesondere PDC eine leicht zugängliche, vielversprechende Matrix für die Bindehautrekonstruktion.