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178. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

29.01. - 30.01.2016, Bonn

Stellenwert der adjuvanten perkutanen Radiatio bei gesichertem extraokularen Wachstum nach Enukleation hochprominenter Aderhautmelanome

Meeting Abstract

  • Eva Biewald - Essen
  • M. Gök - Essen
  • S. Kreis - Essen
  • W. Sauerwein - Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 178. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bonn, 29.-30.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16rwa099

doi: 10.3205/16rwa099, urn:nbn:de:0183-16rwa0998

Veröffentlicht: 1. Februar 2016

© 2016 Biewald et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zur Therapie extraokularen Wachstums nach Enukleation hochprominenter Aderhautmelanome findet sich in der Literatur bislang keine eindeutige Stellungnahme. Insbesondere sind bislang keine gesicherten Vorteile bezüglich des Rezidivrisikos nach adjuvanter perkutaner Radiatio beschrieben. Vorliegende Arbeit befasst sich daher mit dem Rezidivrisiko nach adjuvanter Therapie versus der alleinigen Verlaufskontrolle.

Methode: Es handelt sich um eine retrospektive Fallserienanalyse. Von Juni 1984 bis September 2014 wurden insgesamt 78 Patienten mit prominenten Aderhautmelanomen und histologisch gesichertem extraokularem Wachstum enukleiert. Untersucht wurden über einen durchschnittlichen Zeitraum von 34,3 Monaten die Indikationen, Komplikationen und das Auftreten von Rezidiven und Metastasen ohne oder mit adjuvanter perkutaner Radiatio.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Tumorhöhe lag bei 16,5mm. Insgesamt 49 Patienten wurden perkutan nachbestrahlt, dabei lag die Zielvolumendosis zwischen 35 und 60Gy. Nach der siebten TNM-Klassifikation lag bei 69,4% eine Stadium C-Erkrankung vor, bei 22,4% ein Stadium D und bei 8,2% ein Stadium T4e. An akuten Komplikationen durch die Bestrahlung zeigte sich bei 73,5% eine Hautrötung oder Orbitaschwellung, an chronischen Komplikationen berichteten 61,2% von einer ausgeprägten Sicca, weitere 12,2% von einer Bindehautschrumpfung mit erschwerter Prothesenversorgung und bei einem Patienten entwickelte sich 8 Jahre nach Beendigung der Radiatio ein orbitales Rezidiv. Die Metastasierungsrate lag bei 42,9%. Die übrigen 19 Patienten wurden nach der Enukleation nicht nachbehandelt. Hierbei litten 69% an einer Stadium C-Erkrankung und die übrigen 31% an einem Stadium D. Chronische Komplikationen traten in dieser Gruppe nicht auf, insbesondere wurde kein orbitales Rezidiv beobachtet. Die Metastasierungsrate war mit 41,4% ähnlich hoch wie in der bestrahlten Patientengruppe.

Schlussfolgerung: In dem untersuchten Patientenkollektiv zeigte sich kein Vorteil einer adjuvanten perkutanen Radiatio bei gleichzeitig erhöhtem Nebenwirkungsprofil. Das Risiko für eine Metastasierung oder ein orbiatles Rezidiv war in beiden Gruppen gleich hoch. Zur abschließenden Beurteilung wäre ein längerer Nachbeobachtungszeitraum wünschenswert.