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178. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

29.01. - 30.01.2016, Bonn

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Meeting Abstract

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  • Markus Kohlhaas - Dortmund

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 178. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bonn, 29.-30.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16rwa089

doi: 10.3205/16rwa089, urn:nbn:de:0183-16rwa0894

Veröffentlicht: 1. Februar 2016

© 2016 Kohlhaas.
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Gliederung

Text

Der natürliche Verlauf des Keratokonus und seine Auswirkungen auf das visuelle System des Patienten sind klar von der großen prospektiven „Collaborative Longitudinal Evaluation of Keratoconus Study“ dokumentiert worden. Diese Studie konnte zum ersten Mal signifikant nachweisen, dass über den Verlauf von Jahren die Sehschärfe abnimmt wie auch die Lebensqualität und aufgrund der Hornhautveränderung die Fehler höherer Ordnung zunehmen.

Die Dresdner Arbeitsgruppe um Seiler, Spörl und Wollensak konnte in den 90er Jahren durch experimentelle wie auch Tierstudien nachweisen, dass durch eine Hornhautvernetzung mittels Vitamin B2 und ultraviolettem Licht der Wellenlänge 370 nm ein solcher Effekt hervorgerufen werden kann. Die ersten Patienten wurden nach Abschluss dieser experimentellen Untersuchungen aus dem Jahre 2001 in großer Zahl zunächst in Dresden, dann weltweit mit diesem Hornhautvernetzungsverfahren behandelt. Ähnliche Langzeitdaten wurden von Caporossi et al veröffentlicht. Nach 48 Monaten verzeichneten sie eine langfristige Stabilisierung der Hornhauttopographie, eine Abnahme der Aberrationen und bei 85 % der behandelten Patienten eine Zunahme der Hornhautsymmetrie sowie der Sehschärfe von 2,5 Linien. Schilde und Mitarbeiter der Dortmunder Arbeitsgruppe erhoben die Ergebnisse bei 97 Augen von jugendlichen Patienten unter 18 Jahren. Bei dieser Patientengruppe konnte ebenfalls ein Stillstand über fünf Jahre nachgewiesen werden, verbunden mit einer Zunahme der Sehschärfe von 1 – 2 Linien und mit einer Reduktion des Astigmatismus. Die therapeutische Quervernetzung der Hornhaut ist ein sicheres operatives Verfahren mit sehr geringen Komplikationen. Es kommt bei fast allen vernetzten Patienten in den ersten Wochen zu einer diskreten, hauchigen Trübung des vorderen Stromas. Diese Trübungen sind sicherlich der Grund, warum viele Patienten in den ersten Monaten nach Vernetzung vermehrt Blendungsempfindlich sind und zum Teil auch über deutliche Halos klagen.

Dieses Phänomen verschwindet in der Regel nach 3 bis 4 Monaten, wobei die Demarkationslinie bei einigen Patienten auch noch Jahre nach der Behandlung zu erahnen ist.

Vereinzelte Patienten zeigen jedoch im vorderen Stroma subepithelial auch dichte Trübungen im Sinne von Narben. Im eigenen Vernetzungspool von mehr als 1000 Patienten haben wir dies ca. 20 mal in Dortmund beobachtet. Diese Trübungen verblassen nur langsam unter Steroiden und sind noch 2 Jahre nach Vernetzung deutlich sichtbar.

Diese Trübungen oder auch Narben sind sicherlich der Grund, warum je nach Studie zwischen 50-80% Visusverbesserungen und in ca. 5% Visusverschlechterungen um 1 Zeile zu erwarten sind.

Nach zehnjährigem Bestehen der Vernetzungsbehandlung kann nach Vorliegen aller Ergebnisse festgestellt werden: Das Dresdner „Vernetzungsprotokoll“ sollte bei jedem Eingriff durchgeführt werden. Dieses Protokoll besteht aus einer Epithelentfernung mit einem Durchmesser von 8 – 9 mm. Des Weiteren soll eine 30-minütige Aufsättigung des Stromas mit Riboflavin erfolgen. Eine Mindestdicke von 400 µm nach Abrasio sollte vorherrschen, um mögliche Endothelschädigungen zu vermeiden. Liegt die Dicke unter 400 µm, kann mit hypoosmolarer Riboflavinlösung das Gewebe aufgequaddelt werden, um die gewünschten 400 µm zu erreichen. Der immer wieder propagierte transepitheliale Eingriff ist absolut nicht zu empfehlen, da das Riboflavin nicht in das Stroma penetrieren kann. Hier werden in Zukunft andere Riboflavinlösungen/-zusammensetzungen erwartet, die unter Umständen einen transepithelialen Eingriff möglich machen.