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177. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

30.01. - 31.01.2015, Dortmund

Brauchen wir die akademische Augenheilkunde?

Meeting Abstract

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  • Peter Walter - Aachen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 177. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Dortmund, 30.-31.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15rwa051

doi: 10.3205/15rwa051, urn:nbn:de:0183-15rwa0511

Veröffentlicht: 29. Januar 2015

© 2015 Walter.
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Gliederung

Text

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Standardisierung von diagnostischen und therapeutischen Prozessen in der Augenheilkunde und dem sehr hohen Niveau der Versorgung, das mit einer derartigen Prozessdefinition erreicht wird, stellt sich zunehmend die Frage der Notwendigkeit akademischer und damit universitärer augenärztlicher Versorgung. Um die Titelfrage nachvollziehbar und objektiv zu beantworten werden wenige Prämissen vorangestellt. Es wird deutlich gemacht, dass Augenheilkunde ein unverzichtbarer Teil der Medizin ist und das Augenheilkunde oder Teile davon im Gegensatz zu mittelalterlichen Vorstellungen kein Handwerk sind. Medizin verlangt Weiterentwicklung und Forschung. Nicht nur in der Augenheilkunde sondern in der gesamten Medizin findet die aber nur dann statt, wenn es gelingt die Freude an der Suche nach Neuem jedes Jahr an die Studierenden weiterzugeben, z.B. in dem sie sich in der Wissenschaft ausprobieren. Nur dann werden aus neugierigen Studierenden Ärztinnen und Ärzte, die Lust haben, ihre Fachrichtung weiter zu entwickeln. Die Medizinerausbildung in nicht wissenschaftlichen Einrichtungen durch Ärztinnen und Ärzte, die nicht mehr aktiv in der Wissenschaft tätig sind, erfüllt diese Voraussetzung sicher nicht. Aus diesem Grund muss die Augenheilkunde ein fester Bestandteil der universitären Medizin bleiben. Die Studentenausbildung muss umfassend sein, es muss also das gesamte Fach an der Universität abgebildet werden und nicht nur der kleine Teil hochkomplexer Fälle. Akademische Augenheilkunde versteht sich als hinterfragende und unabhängige Augenheilkunde. Sie stellt Verfahren, auch wenn sie gut eingeführt sind nach wissenschaftlichen Kriterien auf den Prüfstand und entwickelt so das Fach auch über die Ausbildung der Studierenden weiter. Dabei bleibt sie nicht bei der kreativen Entwicklung von Mausmodellen oder Zellsystemen von Augenkrankheiten stehen sondern überträgt die Befunde aus solchen Modellen in translationalen und zum Teil risikobehafteten Ansätzen auf den Menschen. Sowohl der kreative Teil als auch der risikobehaftete Bereich translationaler Entwicklungen werden durch die größeren ökonomische Zwänge nicht-akademischer Einrichtungen behindert.

Damit in Zukunft in nicht-akademischen Einrichtungen der Augenheilkunde Versorgung nach standardisierten Prozessen auch weiterhin auf höchstem Niveau und unter größtmöglichen Sicherheitskriterien angeboten werden kann, braucht es also nach objektiven Kriterien eine universitäre Augenheilkunde, die die ganze Breite des Faches abbilden kann. Eine gut aufgestellte universitär akademische Augenheilkunde bildet Studierende aus, die Informationen in einen aktuellen wissenschaftlichen Kontext kritisch einordnen können und die in der Lage sind, wissenschaftliche Arbeiten zu bewerten. Ein Teil dieser hervorragend ausgebildeten jungen Leute werden sich für die Wissenschaft vom Sehen begeistern und so unser Fach entscheidend weiterbringen.