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Moderne Biometrie bei sehr kurzen Augen
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Veröffentlicht: | 29. Januar 2014 |
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Fragestellung: Sehr kurze Augen sind für die Berechnung einer IOL immer noch eine der größten Herausforderungen. Können moderne Raytracing-Programme in Verbindung mit optisch gemessenen Daten der kristallinen Linse hier eine Verbesserung herbeiführen?
Methodik: Wir haben retrospektiv die 100 kürzesten Augen, die wir seit Anfang 2011 mit dem Haag-Streit Lenstar biometriert haben, mit folgenden Programmen bzw. Formeln berechnet und die Ergebnisse mit der tatsächlich erreichten Refraktion verglichen („Vorhersagefehler“). Okulix 8.88 und PhacoOptics 1.10.100.2017 (Raytracing), Holladay IOL Consultant Software (Holladay II Formel = Gaußsche Optik) sowie die Holladay I und Hoffer Q-Formeln (Gaußsche Optik). Es wurden keine „Nullungen“ oder Konstantenanpassungen an dieser Gruppe sehr kurzer Augen vorgenommen.
Ergebnisse: Die Augen hatten eine Achslänge von 21,05±0,62mm, die implantierte IOL war im Mittel 30,0±2,5 dpt stark. Die Pupillenweite wurde mit 3.0mm angenommen. Die Programme bzw. Formeln lieferten folgende Vorhersagefehler und % Ausreißer (Fehler > 1 dpt). Okulix –0,16±0,56 dpt / 10%, PhacoOptics –0,10±0,52 dpt / 6%, Holladay I + 0,09±0,71 dpt / 20%, Holladay II –0,13±0,73 dpt / 19%, Hoffer Q –0,25±0,73 dpt, / 21%. Die Unterschiede zwischen Okulix und PhacoOptics zu den älteren Formeln bzw. Holladay II sind statistisch signifikant (ANOVA und Tukey Test P < 0,05).
Schlussfolgerung: Die Raytracing-Programme zeigen sich den herkömmlichen Formeln bei kurzen Augen und hohen IOL-Brechkräften überlegen. Fehlerstreuung und Zahl der Ausreißer sind erheblich besser. Die nicht publizierte multivariate Holladay II-Formel zeigt keine Vorteile gegenüber den klassischen bivariaten Formeln. Die optische Linsendickeninformation verbessert die Vorhersagepräzision bei den Raytracing-Programmen spürbar, bei Holladay II dagegen fast überhaupt nicht.