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Bedeutung der Hornhautrückfläche für Refraktion und IOL-Berechnung
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Veröffentlicht: | 29. Januar 2014 |
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Fragestellung: Seit wenigen Jahren existieren diagnostische Möglichkeiten, die Krümmungsradien der Hornhautrückfläche zu messen. Wir haben quantifiziert, welchen Einfluß die Rückfläche auf die Refraktion des Auges sowie die Berechnung von Intraokularlinsen hat.
Methoden: Wir haben 395 Katarakt-Augen vor OP mit einem Placido-Scheimpflug-Hybrid-Topographen (TMS-5) sowie zwei Keratometern (IOLMaster und Lenstar) untersucht und den Differenzvektor zwischen Vorderflächen- und Gesamtastigmatismus ermittelt. In einer zweiten Serie wurden 104 pseudophake Augen mit einem Keratometer (Lenstar), einem hochauflösenden Vorderabschnitts-OCT (Casia SS-1000), einem Hybrid-Topographen (TMS-5), einem Placido-Topographen (TMS-4) sowie einem Scheimpflug-Topographen (Pentacam HiRes) vermessen und die objektiv gemessenen Werte mit der manifesten subjektiven Refraktion verglichen.
Ergebnisse: Der auf der Hornhautvorderfläche gemessene Zylinder weicht vom Gesamtzylinder der Hornhaut unter Berücksichtigung der Rückfläche im Mittel um 0,3 dpt (Differenzvektor) ab. Der Differenzvektor ist dabei überwiegend in 90° orientiert. Der Differenzvektor zwischen Keratometrie und manifester Refraktion beträgt im Mittel 0,36 dpt x 90°. Die Hornhautrückfläche stellt also meist einen schwachen inneren Astigmatismus „gegen die Regel“ dar. Nur in 5% der Fälle ist dieser innere Astigmatismus betragsmäßig >0,5 dpt. Beim Vergleich der Prädiktionskraft (Differenzvektor zwischen Geräteangabe und manifestem Zylinder) der einzelnen Geräte stellt sich heraus, dass das OCT (0,42±0,25 dpt) und der Hybridtopograph (0,44±0,25 dpt) die beste Vorhersagepräzision besitzen, während der Scheimpflugtopograph (0,70±0,41 dpt) einen starken unsystematischen Fehler aufweist und Keratometer (0,56±0,27 dpt) sowie Placido-Topographie (0,55±0,28 dpt) durch das Fehlen der Rückflächendaten einen systematischen Fehler besitzen.
Schlussfolgerung: Es gibt beim pseudophaken Auge einen „inneren Astigmatismus“, der überwiegend durch die Hornhautrückfläche bestimmt wird. Dieser ist weitgehend unabhängig vom Astigmatismusbetrag der Vorderfläche. Daher ist bei Korrektur gerade kleinerer Zylinderbeträge (torischen IOL, arkuate Inzisionen) die Kenntnis der Hornhautrückfläche notwendig, um refraktive Überraschungen zu vermeiden. Kann diese nicht gemessen werden, empfehlen wir eine einfache Transformation der Keratometerwerte, um den Effekt der Rückfläche zu antizipieren.