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173. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

04.02. - 05.02.2011, Münster

Ist das Sehen ein Geheimnis? Das Dilemma des Augenarztes

Meeting Abstract

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  • D. Pauleikhoff - Münster

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 173. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Münster, 04.-05.02.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11rwa46

doi: 10.3205/11rwa46, urn:nbn:de:0183-11rwa468

Veröffentlicht: 2. Februar 2011

© 2011 Pauleikhoff.
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Gliederung

Text

Generell hat das Sehvermögen bei Umfragen zur Wichtigkeit der verschiedenen Sinneswahrnehmungen der Menschen immer einen der vorderen Ränge. Was ist es aber, dass das Sehen für uns Menschen so bedeutend macht. Es ist wohl die Tatsache, dass das Sehvermögen und die Seheindrücke für wesentliche Bereiche unseres Menschseins von zentraler Bedeutung sind:

  • für unser Wohlbefinden, unsere Zufriedenheit, unsere emotionale Ansprache und zur Informationsaufnahme
  • aber auch für unser Erkennen der Welt an sich und für die Orientierung in ihr;

Und dies alles beruht auf einem wundersamen Zusammenspiel hochkomplexer zellulärer Strukturen in unseren Augen. Sind wir Augenärzte uns dieser verschiedenen Aspekte des Sehens bewusst, wenn wir versuchen, dass „Krank-Sein“ unserer Patienten zu erfassen und ihr verändertes Sehen uns zu vergegenwärtigen? An drei Beobachtungen soll unsere Herausforderung angerissen werden:

Die Freude beim Anblick einer wunderbaren Landschaft, eines schönen Bildes oder dem Lesen eines Gedichts geht über das reine Erfassen des Gesehenen hinaus und sein Verlust gewinnt dadurch sein „Krank-Sein“. Ferner greifen wir bei unserem therapeutischen Tun z.B. bei der Anti-VEGF-Therapie in zelluläre Mechanismen ein, deren Grundkomponenten wir zu kennen glauben, deren komplexe Interaktionen aber über unser Verstehen der Zusammenhänge weit hinausgehen. Zudem erlaubt uns unser Sehen eine Orientierung und ein Erkennen unserer Welt. Hat dies aber mit „Wahrheit“ und „Objektivität“ des Gesehen zu tun?

All diese Aspekte kann man sich sicher im täglichen augenärztlichen Tun nicht immer klar machen. Vielmehr haben wie andere „objektive“ Messverfahren zur Quantifizierung des Sehens entwickelt, die wenigstens zum Teil mit den Patienten-relevanten Aspekten des Sehens korrelieren. Dennoch ist es gut für uns Augenärzte, uns diese Aspekte zumindest gelegentlich klar zu machen, um mehr Verständnis für das „Krank-Sein“ unserer Patienten und die Möglichkeiten aber auch Grenzen unseres Tuns zu erhalten.