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172. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

29.01. - 30.01.2010, Bonn

Unklare Protrusio Bulbi: Fallvorstellung

Meeting Abstract

  • M. Niemeyer - Universitätsaugenklinik Bochum
  • H. Fuhrmann - Universitätsaugenklinik Bochum
  • D. Kawa - Universitätsaugenklinik Bochum
  • I. Tischoff - Universitätsaugenklinik Bochum
  • M. Kunkel - Universitätsaugenklinik Bochum
  • H. B. Dick - Universitätsaugenklinik Bochum

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 172. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bonn, 29.-30.01.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10rwa69

doi: 10.3205/10rwa69, urn:nbn:de:0183-10rwa699

Veröffentlicht: 10. März 2010

© 2010 Niemeyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nach endonasaler Septumkorrektur mit Lateralisation der unteren Muscheln, Infundulotomie und Ethmoidektomie beidseits im Januar 2009 klagte der 32-jährige Patient über Schmerzen im Bereich der linken Orbita sowie der Stirn- und Schläfenregion. Über drei Monate erfolgten Spülungen der Nasenenbenhöhlen beim niedergelassenen HNO-Arzt. Durch einen in Eigeninitiative des Patienten aufgesuchten niedergelassenen Neurologen wurde Carbamazepin und Pregabalin verordnet. Dann innerhalb von sechs Wochen Entwicklung einer Protruiso bulbi linksseitig mit zunehmendem Visusverlust: Visus R 1,0/L 1/35, Tensio R 16/L 18 mm Hg, reizfreie VAA, links Protrusio bulbi, konj. Hyperämie, corneale Epitheliopathie, positives RAPD. Funduskopisch regelrechter Befund, Papille randscharf und perfundiert.

Methoden: Systemische i.v.-Antibiose mit Augmentan 2,2 g 3x tgl., CT: Perforation der medialen Orbitawand mit Verbindung zur Kieferhöhle, Raumforderung im Bereich der linken Orbita medial mit Verdrängung des Bulbus. MRT: Entzündliches Geschehen intraorbital an der durchbrochenen Lamina papyracea, konsekutive Verdrängung des Musculus rectus medialis und Exophthalmus. Biopsie durch MKG-Chirurgie über infraorbitalen Zugang links medial. Transfacialer Zugang zur Kieferhöhle, Eingehen in die Orbita: Darstellung des Situs, Abtragen eines 4 cm großen tumorartigen Gebildes. Cortisontherapie unter Antibiotikaschutz.

Ergebnisse: Pathologie: schwere chronisch fibrosierende Entzündung mit Nekrosen und lymphofollikulärer Hyperplasie mit V.a. inflammatorischen Pseudotumor. Nach o.g. Therapie deutlich rückläufige Entzündungsreaktion, deutlicher Rückgang der Protrusio und der Motilitätsstörung, Visusrehabilitation.

Schlussfolgerungen: Dieser Fall schildert einmal mehr die engen anatomischen und funktionellen Zusammenhänge im kraniofazialen Bereich sowie die entsprechende Bedeutung der fachübergreifenden Diagnostik und Therapie. Vorrausetzung für den Behandlungserfolg sind interdisziplinäre Kooperation und konsequentes Vorgehen.