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97. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

09.11.2024, Mainz

Fallbericht: Beidseitiges Papillenödem … Immer komplett abklären!

Meeting Abstract

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  • Stefan Weber - Homburg/Saar
  • B. Seitz - Homburg/Saar
  • A. D. Abdin - Homburg/Saar

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 97.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Mainz, 09.-09.11.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc24rma30

doi: 10.3205/24rma30, urn:nbn:de:0183-24rma309

Veröffentlicht: 16. Mai 2025

© 2025 Weber et al.
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Gliederung

Text

Signifikanz: Dieser Fallbericht beschreibt einen seltenen Fall einer beidseitigen Papillitis im Rahmen einer Neurosyphilis mit Visusverschlechterung am rechten Auge als einzigem Symptom.

Relevanz: Der Fallbericht dient zur Erinnerung an den klinischen Polymorphismus der Neurosyphilis.

Fallbericht: Ein 55-jähriger Patient stellte sich in unserer Notfallambulanz wegen Sehverschlechterung am rechten Auge vor. Der Visus am rechten Auge betrug cc 0,6 und am linken Auge cc 1,0. Der intraokuläre Druck betrug beidseits 12 mmHg. In der biomikroskopischen Untersuchung zeigte sich beidseits ein reizfreier vorderer Augenabschnitt. Funduskopisch imponierte am rechten Auge eine Papillenschwellung, die linke Papille war zu diesem Zeitpunkt noch vital und randscharf. In der Fluoreszenzangiographie zeigte sich an der rechten Papille eine deutliche Leckage in der Spätphase. Bei unauffälligen CRP- und BSG-Werten wurde der Patient mit Verdacht auf nicht-arteriitische AION stationär aufgenommen und diesbezüglich abgeklärt und behandelt. Nach 6 Wochen war der Visus am rechten Auge weiterhin cc 0,6 und am linken cc 1,0. Funduskopisch zeigte sich nun jedoch eine beidseitige Papillenschwellung. Es erfolgte nun bei Verdacht auf Papillitis (DD Pseudotumor cerebri) eine Uveitisabklärung sowie eine konsiliarische neurologische Mitbetreuung. In den weitergehenden laborchemischen Untersuchungen zeigten sich die serologischen Tests auf Treponema pallidum positiv. Es handelte sich somit in diesem Fall um eine beidseitige Papillitis im Rahmen einer Neurosyphilis. Wir initiierten eine Therapie mit intravenösem Penicillin G nach den aktuellen Leitlinien (4x6 Mio. IE pro Tag über 14 Tage).

Fazit: Die Sehnervenbeteiligung bei Neurosyphilis zeichnet sich durch einen klinischen Polymorphismus aus. Der Befall kann uni- oder bilateral auftreten und sich als Papillitis, Perineuritis, Retrobulbäreneuritis oder auch Stauungspapille manifestieren. Bei unklarer Sehverschlechterung und insbesondere bei Auftreten einer Sehnervenerkrankung, für die zunächst keine andere Ursache ersichtlich ist, sollte stets auch an eine Neurosyphilis gedacht werden, und diese durch zusätzliche interdisziplinäre Untersuchungen ausgeschlossen werden.