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Gesichtsfelddefekte & chorioretinale Läsionen
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Veröffentlicht: | 16. Mai 2025 |
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Hintergrund: Die okuläre West-Nil-Virus-Infektion mit fulminanten Verläufen ist eine selten diagnostizierte Erkrankung, da 80% der Fälle einen subklinischen Verlauf zeigen. 20% der Betroffenen haben Symptome eines grippalen Infektes und einer ZNS-Beteiligung.
Methoden: Ein 27-jähriger Patient stellt sich mit einer beidseitigen Visusminderung seit einer Iritis im Oktober 2023 und peripheren Gesichtsfeldausfällen in unserer Ambulanz vor.
Der Patient zeigte sich in gutem Allgemeinzustand ohne weitere Vorerkrankungen, ohne Allergien, keiner Dauermedikation und keinen weiteren Beschwerden. Zum Zeitpunkt der Iritis hielt er sich in Österreich und Slowenien auf.
Ergebnisse: Bei dem Patienten fand sich beidseits ein voller Visus (1.0) und unauffällige vordere Augenabschnitte. Das zentrale Gesichtsfeld in der 70°-Perimetrie war an beiden Augen erhalten, jedoch in der ubiquitären Peripherie fanden sich zirkuläre absolute Defekte.
In den hinteren Augenabschnitten konnten streifige-cremige chorioretinale Atrophiezonen, eine Papillenschwellung und Glaskörperzellen beobachtet werden. In der weiterführenden Diagnostik zeigten sich im MRT-Schädel und Orbita sowie im Rö-Thorax und CT-Thorax unauffällige Befunde. Infektiologisch konnten Sarkoidose, Tuberkulose, neurotrope Erreger, Borreliose, Syphilis und HIV ausgeschlossen werden. In einer Lumbalpunktion zeigten sich IgG- und IgA-Antikörper positiv und ein pathologischer Albuminquotient.
Es wurde ex juvantibus eine antientzündliche (Prednisolon oral) und antivirale Therapie (Aciclovir i.v.) eingeleitet. Hierunter kam es zu einer langsamen Abnahme der Papillenschwellung und einem Verschwinden der Glaskörperzellen. Laborchemisch wurden spezifische IgG-Antikörper nachgewiesen, die die klinische Verdachtsdiagnose letztendlich bestätigen konnte.
Schlussfolgerung: Das RNA-Virus ist im südlichen Europa endemisch und wird von Mosquitos sowohl auf Tiere als auch den Menschen übertragen. Die West-Nil-Virusinfektion verläuft in der Mehrzahl der Fälle asymptomatisch und bleibt daher unentdeckt. In seltenen fulminanten Verläufen erfolgt die Diagnostik zunächst nach dem Ausschluss vieler Differentialdiagnosen. Es zeigt sich bei okulärer Beteiligung eine charakteristische Funduskopie. Eine serologische Bestätigung erfolgt nur anhand spezifischer Antikörper aus dem Liquor und Serum des Patienten. Es gibt derzeit keine spezifische Therapie der West-Nil-Virus Infektion. Daher ist die Therapie supportiv entsprechend einer viralen Infektion bzw. Immunreaktion. Die Prognose ist überwiegend günstig, da die Erkrankung selbstlimitierend ist.