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Akute Augenmuskelparese
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Veröffentlicht: | 16. Mai 2025 |
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Hintergrund: Die Herpes Zoster ophthalmicus-assoziierte Ophthalmoplegie stellt als interdisziplinäres Krankheitsbild eine Herausforderung dar. Die Symptome müssen fächerübergreifend gesehen werden, um eine zielgerichtete Therapie einleiten zu können.
Methoden: Eine 86-jährige Patientin stellte sich mit progredienter Schwellung des rechten Auges und Hauteffloreszenzen der rechten Gesichtshälfte in unserer Notaufnahme vor. Eine Vorstellung beim Hausaugenarzt ergab den Verdacht einer Herpes Zoster Infektion, weshalb sie Brivudin-Tabletten und Ganciclovir-Augensalbe nehme. Darunter habe sie keine Besserung bemerkt, vielmehr sei ihr nun aufgefallen, dass sie horizontale Doppelbilder sehe.
Kurze Zeit später wurde eine 40-jährige Patientin konsiliarisch aus einem benachbarten Krankenhaus vorgestellt. Diese klagte über initial starke Kopfschmerzen, später zeigten sich herpetische Effloreszenzen der rechten Gesichtshälfte. Die Patientin bemerkte einen Druckschmerz des rechten Auges, sowie vertikale Doppelbilder.
Ergebnisse: Die ältere Patientin zeigte einen Visus von 1,0. Es fiel eine eingeschränkte Abduktion des rechten Auges auf.
Im Bereich der vorderen Augenabschnitte zeigte sich rechts eine ödematöse Lidschwellung und eine dezente konjunktivale Injektion.
Die jüngere Patientin erreichte einen Visus von 0,63 des rechten Auges. Die Untersuchung des vorderen Augenabschnitts ergab herpetisch gruppierte Bläschen im Bereich des rechten Oberlids, der Lidwinkel und des rechten Nasenflügels, sowie eine konjunktivale Injektion.
Der Bielschowky-Kopfneigetest war positiv.
Die durchgeführte Liquorpunktion ergab bei der 40-jährigen Patientin einen positiven Varizellenbefund. Ein veranlasstes cMRT zeigte ein Ödem des Hirnstamms rechtsbetont dorsolateral im Verlauf des Ncl. spinalis N. trigemini.
Schlussfolgerungen: Das Outcome einer Herpes-Zoster-ophthalmicus-assoziierten Ophthalmoplegie hängt mit dem Geschlecht und dem Immunstatus der Patienten zusammen. Außerdem spielt der Einsatz von Corticosteroiden und die Zeit bis zum Start der antiviralen Therapie eine entscheidende Rolle. Der genaue Pathomechanismus der zur Beteiligung der Augenmuskeln führt ist unklar, es werden zwei verschiedene Theorien diskutiert. Zum einen wird eine retrograde Ausbreitung der Virusinfektion vermutet im Sinne einer kranialen Neuropathie. Eine weitere Theorie ist, dass eine lokale Entzündung im Bereich der Orbita zur Myositis führt.