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Letrozol-induzierte Chorioretinopathia centralis serosa
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Veröffentlicht: | 16. Mai 2025 |
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Einleitung: Aromatase-Inhibitoren sind die bevorzugte adjuvante Therapie bei postmenopausalen Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom. Die verfügbaren Daten zu möglichen okulären Nebenwirkungen dieser Medikamente stammen überwiegend aus Einzelfallberichten, und die zugrunde liegende Pathogenese ist bisher nicht vollständig verstanden.
Kasuistik: Eine 62-jährige Patientin stellte sich mit einer 3 Wochen andauernden Visusminderung links vor. Der bestkorrigierte Visus betrug rechts 0,6 und links 0,5 (vorher rechts 0,5, links 1,0). Spaltmikroskopisch wurden eine Map-Dot-Fingerprint-Dystrophie und eine Cataracta corticalis incipiens festgestellt. Der hintere Augenabschnitt zeigte rechts eine foveale Narbe, links ein klinisches Makulaödem ohne Blutung. In der optischen Kohärenztomographie der Makula zeigte sich rechts ein bekanntes subepithelial hyperfluoreszierendes Material, links eine neue Ansammlung subretinaler Flüssigkeit. Die OCT-Angiographie ergab beidseits kein Anhalt auf makuläre Neovaskularisationen. Das klinische Fehlen von Drusen oder Blutungen sprach gegen eine altersbedingte Makuladegeneration, während das Geschlecht und das Alter nicht typisch für eine klassische zentralseröse Chorioretinopathie waren. Die vertiefte Anamnese ergab, dass die Patientin kürzlich eine Letrozol-Therapie begonnen hatte. Aufgrund der zeitlichen Korrelation wurde eine Letrozol-induzierte Chorioretinopathia centralis serosa diagnostiziert. Letrozol wurde in Absprache mit Gynäkologen und Onkologen abgesetzt. Aufgrund der Verdachtsdiagnose entschieden wir uns vorerst für ein abwartendes Vorgehen mit monatlichen Kontrollen. Bei ausbleibender Besserung erfolgte nach 6 Monaten eine Nanopulslaserbehandlung in Kombination mit einer begleitenden Eplerenon-Therapie, die zur Befundverbesserung mit Resolution der subretinalen Flüssigkeit in der OCT führte.
Schlussfolgerungen: Patienten, die Aromatase-Inhibitoren erhalten, sollten über mögliche okuläre Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Bei Patienten mit positiver Anamnese für Aromatase-Inhibitoren und neuen ophthalmologischen Beschwerden ist eine umfassende ophthalmologische Untersuchung ratsam. Bei Vorliegen einer Aromatase-Inhibitor-assoziierten okulären Beteiligung mit Funktionsstörung sollte eine Mitbeurteilung durch Gynäkologie und Onkologie erfolgen, um einen möglichen Präparatwechsel im Sinne einer Kausaltherapie zu erwägen.