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95. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

29.10.2022, Ludwigshafen

Sehminderung nach spinaler Chirurgie und Intubationsschwierigkeiten

Meeting Abstract

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  • Anouar Meziane-Elotmani - Marburg

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 95.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Ludwigshafen, 29.-29.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rma22

doi: 10.3205/22rma22, urn:nbn:de:0183-22rma226

Veröffentlicht: 28. Oktober 2022

© 2022 Meziane-Elotmani.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wir berichten über eine beidseitige hämorrhagische Retinopathie bei einer erwachsenen Frau nach einer lumbalen Wirbelsäulenoperation und Intubationschwierigkeiten bei der Vollnarkose.

Fallbericht: Eine 34-jährige Frau stellte sich mit beidseitig verschwommenem Sehen und Flecken im Gesichtsfeld vor. Die Patientin hatte sich zuvor einer lumbalen Wirbelsäulenoperation unterzogen. Die visuellen Symptome bemerkte die Patientin unmittelbar nach der Operation, als sie aus der Narkose erwachte. Bei der ersten Vorstellung betrug der Visus am rechten und linken Auge korrigiert 0,4 bzw. 1,0. Die Funduskopie zeigte eine beidseitige hämorrhagische Retinopathie mit Roth-Spots und subretinalen Fleckblutungen mit Makulabeteiligung. Bei der Nachuntersuchung 4 Wochen später verbesserte sich der Visus am rechten Auge auf 0,7. Der Visus am linken Auge betrug unverändert 1,0. Die Funduskopie zeigte rückläufige Netzhautblutungen an beiden Augen und eine zunehmende Verbesserung der Symptomatik.

Schlussfolgerungen: Eine beidseitige hämorrhagische Retinopathie nach einer Wirbelsäulenoperation kann durchaus zu Einblutungen der Netzhaut führen. Der genaue zugrundeliegende Pathomechanismus der bilateralen hämorrhagischen Retinopathie bei der Patientin bleibt unklar. Jedoch ist wahrscheinlich ein anhaltender Liquorverlust nach einer Wirbelsäulenoperation die Ursache gewesen. Eine Vollnarkose kann ebenfalls auf verschiedene Weise eine Valsalva-Retinopathie verursachen. Eine erschwerte Intubation, ein iatrogenes Valsalva-Manöver während des Eingriffs, postoperativer Husten oder Erbrechen können ebenfalls zu diesem Krankheitsbild führen. Ein plötzlicher Anstieg des intrathorakalen oder intraabdominalen Drucks verringert den venösen Rückfluss zum Herzen und das Schlagvolumen, wodurch der Druck im Venensystem steigt. Der Anstieg des Venendrucks wirkt sich besonders auf den Oberkörper aus und führt zu einem Anstieg des intraokularen Venendrucks, der zu einer spontanen Ruptur perifovealer Kapillaren und subretinalen Blutungen führen kann. Eine augenärztliche Untersuchung kann nach Wirbelsäulenoperation oder nach Schwierigkeiten bei der Vollnarkose mit eingehender postoperativer Sehbeeinträchtigung angezeigt sein.