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92. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

02.11.2019, Darmstadt

Cornea – bewährte und neue Verfahren

Meeting Abstract

  • B. Seitz - Homburg/Saar
  • L. Daas - Homburg/Saar
  • I. Marjanovic - Homburg/Saar
  • E. Zemova - Homburg/Saar
  • N. Szentmáry - Homburg/Saar
  • S. Suffo - Homburg/Saar

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 92. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Darmstadt, 02.-02.11.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc19rma13

doi: 10.3205/19rma13, urn:nbn:de:0183-19rma139

Veröffentlicht: 29. April 2020

© 2020 Seitz et al.
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Gliederung

Text

Seit Oktober 2010 wurden fast 1.600 Patienten prospektiv in unser Homburger Keratokonus Center (HKC) eingeschlossen. Neben dem UVA-Riboflavin Crosslinking bei Progression, stellt die Femtosekundenlaser-gestützte Implantation intrakornealer Ringsegmente (bevorzugt INTACS-SK) ein bewährtes Verfahren zur Verbesserung des sc- und cc-Visus, aber auch zur Vermeidung der Progression dar. Die Excimerlaser-assistierte DALK schafft technische Vorteile für den Mikrochirurgen und reduziert die Nachteile für den Patienten im Falle der Notwendigkeit der Konversion zur perforierenden Keratoplastik (PKP) bei den typischerweise jungen Patienten mit Keratokonus. Beim akuten Keratokonus („Corneal hydrops“) ist die Keratoplastik in der Regel kontraindiziert. Heute warten wir jedoch nicht mehr Monate lang ab, bis das stromale Ödem rückläufig ist, sondern applizieren direkt tief stromale 10-0 Nylon Fäden senkrecht zur Descemet-Ruptur (sog. „Muraine-Nähte“) und belassen Luft oder 20%-iges SF6-Gas in der Vorderkammer nach basaler YAG-Iridotomie.

Die Phototherapeutische Keratektomie (PTK) („more an art than a science“) ist seit 30 Jahren nicht mehr aus der Therapie von oberflächlichen Hornhaut-Dystrophien und der Salzmannschen nodulären Degeneration sowie der traumatischen rezidivierenden Erosio corneae wegzudenken.

Die Amnionmembrantransplantation (AMT) (nicht „Amnionaufnähung“!) ist seit fast 30 Jahren unverzichtbarer Bestandteil der Therapie kornealer Epitheldefekte und iatrogener konjunktivaler Defekte. Sie wir als Patch (= onlay), graft (= inlay) oder als Kombination („Sandwich“) durchgeführt, je nach therapeutischer Zielsetzung. Die „stromale Integration“ von AM in die menschliche Hornhaut kann auch die biomechanische Stabilität der Kornea bei tiefen Ulzera wieder herstellen. Die simultane AMT kann zusammen mit temporärer lateraler Tarsorrhaphie, autologem Serum und systemischer Immunsuppression die Prognose der kleinen PKP mit Einzelknüpfnähten bei kongenitaler Aniridie verbessern.

Mehr als 60% aller 8.740 Keratoplastiken wurden im Jahr 2018 als hintere lamelläre Keratoplastik durchgeführt – davon 96% als DMEK. Der alleinigen Descmetorhexis ohne Endothel-Transplantat (mit/ohne Ripasudil) Augentropfen stehen wir auch bei zentral akzentuierter Fuchs-Dystrophie eher skeptisch gegenüber und wenden dieses Verfahren außerhalb von Studien nicht an.

Die Pilzkeratitis ist leider auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Nach Diagnosestellung mittels Konfokaler Mikroskopie, PCR, Mikrobiologie und Histopathologie verwenden wir lokal bevorzugt Voriconazol 2%, Natamycin 5% und Amphotericin B 0,5%. Inbesondere bei Fusarien führen wir die PKP „schnell“ (= Tage bis Wochen) durch, bevor die Vorderkammer (VK) befallen ist. Eine primär „große“ PKP (10–12 mm - mit „Sicherheitsabstand“) reduziert das Risiko der Re-PKP. Intraoperativ wird die VK ausgiebig gespült und von Membranen gereinigt. „Viele“ Einzelknüpfnähte (z.B. 32) verhindern eine primäre oder sekundäre Stufenbildung nach Fadenlockerung. Intrastromales Antimykotikum (Voriconazol 2%) wird zirkulär in die Wirts-Hornhaut am Ende der PKP appliziert. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Anästhesisten („Vis a tergo“, kein Mivacurium als Muskelrelaxans) und vitreoretinalen Chirurgen (1/3 Vitrektomiebedarf!) sind unabdingbar.

Zusammenfassung: Neben den altbewährten Operationen hält das Armamentarium der Hornhautchirurgie heute eine Reihe von sehr wirksamen neuen Verfahren diesseits und jenseits der Routine vor.