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Biomechanische Befunde des „gesunden“ Auges bei „einseitigem Keratokonus“
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Veröffentlicht: | 31. Oktober 2018 |
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Einleitung: Der Keratokonus ist eine progrediente Hornhautektasie mit einer Inzidenz von ca. 1:2000 in der europäischen Bevölkerung und stellt damit die häufigste Keratektasie dar. Typischerweise liegt bei der ersten Diagnose ein asymmetrischer Schwergrad zwischen beiden Augen vor. Selten zeigt sich klinisch ein so genannter „einseitiger Keratokonus“, bei dem das Partnerauge keinerlei Zeichen des Keratokonus zeigt. Ziel der Studie ist es, auf biomechanische Veränderungen des topo- und tomographischen unauffälligen Partnerauges bei sog. „einseitigem“ Keratokonus hinzuweisen.
Patienten und Methode: Wir führten bei 16 Patienten mit einseitigem Keratokonus eine retrospektive beidseitige Analyse der topographischen und tomographischen Messung der Hornhaut mittels Oculus Pentacam HR sowie eine Analyse der biomechanischen Eigenschaften mittels Ocular Response Analyzer (KMI) und Oculus Corvis ST (TBI, Stiffness Parameter A1, Integrated Radius, ARTh, DA Ratio) durch. Der Trennwert für normal/Keratokonus für den Keratokonus Match Index (KMI) liegt bei 0,72. Werte darunter zeigen eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Keratokonus. Für den Tomographic/Biomechanical Index (TBI) liegt der Trennwert bei 0,29, Werte darüber gelten als auffällig.
Ergebnisse: Es zeigten sich bei allen 16 Patienten (100%) auffällige Befunde im ORA und bezüglich des Corvis-Tomographic/Biomechanical Index am betroffenen Auge, mit einem KMI von durchschnittlich -0,149±0,407 und einem TBI von durchschnittlich 0,996±0,011. Im vermeintlich gesunden Auge zeigten sich biomechanische Veränderungen im ORA bei 7 Patienten (47%) und im Corvis bei 4 Patienten (31%), mit einem KMI von durchschnittlich 0,713±0,331 [0,137-1,221] und einem TBI von 0,166±0,194 [0-0,52].
Schlussfolgerung: Bei topo- und tomographischem einseitigem Keratokonus zeigt das vermeintlich gesunde Partnerauge nicht selten biomechanische Veränderungen, die in Hinsicht auf den Einsatz refraktiv-chirurgischer Verfahren beachtet werden sollten.