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90. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

04.11.2017, Marburg

Vitreomakuläre Traktion und Ocriplasmin – welcher Patient ist ein guter Kandidat?

Meeting Abstract

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  • T. Bertelmann - Augenklinik, Universitätsmedizin Göttingen; Artemis Augenklinik Dillenburg
  • S. Schmitz-Valckenberg - GRADE Reading Center und Augenklinik, Universität Bonn
  • EXPORT Study Group

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 90. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Marburg, 04.-04.11.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc34

doi: 10.3205/17rma34, urn:nbn:de:0183-17rma348

Veröffentlicht: 3. November 2017

© 2017 Bertelmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Seit März 2013 steht Ocriplasmin (Jetrea®) als bisher einzige nicht-chirurgische Therapie zur Behandlung einer symptomatischen vitreomakulären Traktion (VMT) in Europa zur Verfügung. Hierbei kommt der Patientenselektion eine besondere Bedeutung zu. Ziel der vorliegenden Erhebung war es herauszufinden, ob verschiedene Netzhautspezialisten in ihrer Einschätzung bezüglich der Therapieindikation und der Erfolgsaussichten in individuellen Patientenfällen zu übereinstimmenden Ergebnissen kommen.

Methoden: Retrospektive Datenauswertung von insgesamt 136 Augen mit symptomatischer VMT, die im Zeitraum Juni 2013 bis März 2015 in 9 Augenkliniken mit Ocriplasmin behandelt wurden. 14 Netzhautspezialisten, denen die klinischen Parameter der Patienten sowie das unmittelbar vor der Injektion durchgeführte OCT vorgelegt wurde, wurden nach ihrer Einschätzung der Indikation (behandeln – nicht behandeln) bzw. nach den Erfolgsaussichten (Low Potentials – High Potentials) befragt.

Ergebnisse: Die Indikation zur Ocriplasmintherapie wurde im Median bei 53,2% der Augen gestellt, wobei individuell große Unterschiede zwischen den Netzhautspezialisten auftraten (22,4% bis 69,1%). Hierbei zeigten sich moderate Intra- und Interrater-Übereinstimmungen (Kappa = 0,6 bzw. 0,48). In die Gruppe der High-Potentials wurden im Median 62,6% der Augen klassifiziert, wobei auch hier große individuelle Unterschiede zwischen den Netzhautspezialisten auftraten (43,4% bis 86%) mit einer moderaten Intrarater- sowie fairer Interrater-Übereinstimmung (Kappa = 0,56 bzw. 0,22). Die Zuordnung der Augen zur Gruppe der High-Potentials erhöhte die Erfolgswahrscheinlichkeit der Lösung der VMT durchschnittlich um den Faktor 3,07 (bei einzelnen Ratern sogar um bis zu 4,06 bzw. 6,16).

Schlussfolgerung: Es besteht bisher nur eingeschränkter Konsensus unter Netzhautspezialisten, ob eine Ocriplasmintherapie indiziert werden sollte und welche Augen eine gute Erfolgswahrscheinlichkeit haben. Weitergehende OCT-gestützte Analysen des vitreoretinalen Interfaces zur Erhebung neuer prädiktiver Faktoren sowie eine multivariate Beurteilung der bisher bekannten Prädiktoren sind indiziert, um insgesamt die Patientenselektion zu verbessern und eine erhöhte Erfolgsrate zu erzielen.