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90. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

04.11.2017, Marburg

Reaktive Chorioditis und retinale Vaskulitis bei Therapie refraktärer Akanthamöbenkeratitis als Erblindungsursache

Meeting Abstract

  • T. Hager - Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar
  • L. Holbach - Universitäts-Augenklinik Erlangen
  • S. Lei - Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar
  • N. Szentmary - Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar
  • B. Seitz - Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 90. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Marburg, 04.-04.11.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc27

doi: 10.3205/17rma27, urn:nbn:de:0183-17rma271

Veröffentlicht: 3. November 2017

© 2017 Hager et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Akanthamöbenkeratitis ist eine seltene aber teilweise nur schwer beherrschbare Erkrankung. Trotz Ausschöpfen aller operativen Möglichkeiten (corneales Crosslinking, corneale Kryotherapie, Keratoplastik) kann es zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommen. Dabei wurden sowohl Patienten mit Nachweis von Akanthamöben in Gewebe des hinteren Augenabschnitts als auch solche mit einer eher autoimmun vermittelten Skleritis ohne Erregernachweis beschrieben.

Methoden: Klinischer Verlauf und Ergebnisse der histologischen Untersuchung mit Hämatoxylin-Eosin (HE), Periodic Acid Schiff (PAS) und GMS-Färbung von zwei Patientinnen, bei denen das jeweils betroffene Auge enukleiert wurde.

Ergebnisse: Bei beiden Patientinnen war die Infektion mit der herkömmlichen lokalen Triple-Therapie sowie mit cornealer Crosslinking-Behandlung nicht beherrschbar. Nach Keratoplastik à chaud und kornealer Exokryozeigten sich in der konfokalen Mikroskopie weiterhin reaktive Akanthamöbenzysten in der Wirtshornhaut, so dass jeweils eine Re-Keratoplastik mit größerem Durchmesser erforderlich wurde. Im weiteren Verlauf erblindeten beide Patientinnen am betroffenen Auge. In der Wirtshornhaut der enukleierten Bulbi konnten histologisch keine Akanthamöbenzsysten oder Trophozoiten nachgewiesen werden. In den Bulbusschnitten zeigten sich entzündliche lymphozytäre Infiltrate in Episklera und Choroidea, teilweise multifokal und perivaskulär orientiert. Akanthamöbenzysten oder Trophozoiten wurden nicht nachgewiesen. Die Sklera selbst war weitgehend reizfrei.

Schlussfolgerung: Bei kompliziertem Verlauf einer Akanthamöbenkeratitis kann – auch ohne zusätzliche autoimmun vermittelte Skleritis – eine sterile nicht-beherrschbare Chorioiditis und retinale Vaskulitis auftreten. Diese ist klinisch und mittels apparativer Diagnostik nur schwierig zu diagnostizieren und führt oft zur Erblindung.