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90. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

04.11.2017, Marburg

Niedriges Geburtsgewicht ist assoziiert mit reduzierter Sehschärfe und Refraktionsveränderungen im Erwachsenenalter – Ergebnisse der Gutenberg-Gesundheitsstudie

Meeting Abstract

  • A. Fieß - Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
  • A. K. Schuster - Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
  • S. Nickels - Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
  • H. Elflein - Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
  • A. Schulz - Präventive Kardiologie und Präventionsmedizin, Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin Mainz
  • M. E. Beutel - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
  • M. Blettner - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin Mainz
  • N. Pfeiffer - Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 90. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Marburg, 04.-04.11.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc16

doi: 10.3205/17rma16, urn:nbn:de:0183-17rma163

Veröffentlicht: 3. November 2017

© 2017 Fieß et al.
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Gliederung

Text

Ziel: In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass niedriges Geburtsgewicht mit veränderter Organentwicklung in der Kindheit assoziiert ist, was insbesondere für die Augenmorphologie und Funktion bei Kindern bereits nachgewiesen wurde. Das Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, den Einfluss von niedrigem Geburtsgewicht auf Refraktion und Sehschärfe bei Erwachsenen zu untersuchen.

Methodik: Die Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) ist eine bevölkerungsbasierte, prospektive, beobachtende Kohortenstudie in Deutschland, die 15,010 Teilnehmer im Alter von 35 bis 74 Jahren untersucht. Die Teilnehmer wurden entsprechend ihres selbstberichteten Geburtsgewichts kategorisiert: Gruppe 1 mit Geburtsgewicht < 2500 g; Gruppe 2 mit normalem Geburtsgewicht zwischen 2500 und 4000 g, und Gruppe 3 mit Geburtsgewicht über 4000g. Bei allen Teilnehmern wurden der fernkorrigierte Visus und die objektive Refraktion mittels Keratometer (HARK) 599 (Carl Zeiss AG, Jena, Germany) untersucht. Mit linearen Regressionsmodellen unter Berücksichtigung beider Augen haben wir den Zusammenhang von Geburtsgewicht mit fernkorrigiertem Visus, Sphäre, Astigmatismus und sphärischem Äquivalent untersucht, unter Adjustierung für Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status. Für die Analyse des fernkorrigierten Visus wurde zusätzlich für selbstberichtete Augenerkrankungen adjustiert.

Ergebnisse: Insgesamt berichteten 8396 Teilnehmer ihr Geburtsgewicht. Wir fanden einen Zusammenhang zwischen niedrigem Geburtsgewicht (Gruppe 1; n=458) und Sphäre (beta=-0,27 Dioptrien; p=0.019) und sphärischem Äquivalent (beta=-0,29 Dioptrien; p=0.015) sowie reduzierter Sehschärfe (beta=0.02; p=0.005) im Vergleich zur Gruppe mit normalem Geburtsgewicht. Die Gruppe mit hohem Geburtsgewicht (Gruppe 3; n=1057) zeigte ebenfalls eine Assoziation mit Sphäre (beta=0.28 Dioptrien; p<0.001) und sphärischem Äquivalent (beta=0,28 Dioptrien; p<0.001) im Vergleich zur Gruppen mit normalen Geburtsgewicht.

Diskussion: Unsere Daten weisen darauf hin, dass das Geburtsgewicht die Sehschärfe und Refraktion weit über die Kindheit hinaus beeinflussen. Ein niedriges Geburtsgewicht erhöht die Wahrscheinlichkeit für Myopie-bedingte Refraktionsfehler sowie für eine reduzierte Sehschärfe im Erwachsenenalter. Teilnehmer mit hohem Geburtsgewicht hatten interessanterweise eine höhere Wahrscheinlichkeit für Hyperopie-bedingte Refraktionsfehler.