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86. Versammlung der Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte

Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte

01.11. - 02.11.2013, Gießen

Diagnostik und Therapie der akuten Frühgeborenenretinopathie. Ein Update

Meeting Abstract

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  • B. Lorenz - Gießen

Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte. 86. Versammlung der Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte. Gießen, 01.-02.11.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13rma12

doi: 10.3205/13rma12, urn:nbn:de:0183-13rma124

Veröffentlicht: 30. Oktober 2013

© 2013 Lorenz.
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Gliederung

Text

Derzeit müssen in Deutschlandtrotz ständig optimierter neonatologischer Versorgung immer noch ca. 5% der Hochrisikofrühgeborenen wegen einer akuten Retinopathiapraematurorum (ROP) behandelt werden. Extrem Frühgeborene haben bevorzugt sehr zentrale und damit aggressive Formen eine akuten ROP mit ungünstiger Prognose bei Lasertherapie. In bis zu 45% ist das anatomische Ergebnis bei Zone-I-Erkrankung unbefriedigend, wobei manche Autoren auch deutlich höhere Erfolgszahlen angeben. Da der vascularendothelialgrowthfactor (VEGF) als einer der zentralen Faktoren bei der Entstehung und dem Verlauf der akuten ROP identifiziert worden ist, erscheint der Einsatz von VEGF Blockern zur Therapie der akuten ROP die logische Konsequenz. Positive Berichte von kleineren Zahlen erfolgreich therapierter Kinder und die Publikation der gegen Laser randomisierten Studie mit Bevacizumab BEAT-ROP (BevacizumabEliminatestheAngiogenicThreat of Retinopathyof Prematurity) haben weltweit zu einem zunehmenden Einsatz von Bevacizumab und zu einem geringeren Umfang auch von Ranibizumab bei schwerer ROP geführt. In der BEAT-ROP Studie fand sich am Ende der 54. postmenstruellen Woche mit Bevacizumab nur in 6% ein ungünstiges anatomisches Ergebnis. Dabei zeigte sich allerdings, dass VEGF Blocker ein nicht unerhebliches Risiko für späte Rezidive haben. Die Zahl der diesbezüglichen Berichte steigt derzeit.VEGF-Blocker werden als Monotherapie oder in Kombination mit Laser ein- oder zweizeitig geführt. In Deutschland sind Leitlinien entwickelt worden, die den Einsatz von Bevacizumab aufgrund der Literaturdaten bei Zone I Erkrankung befürworten, nicht dagegen bei Lokalisation in posteriorer Zone II, da diese Daten nicht eindeutig waren.Die exakte Klassifikation der ROP ist daher heute wichtiger denn je und objektiv nur mit Bilddokumentation möglich. Dabei erweist sich dieFluoreszeinangiographie als äußerst informativ sowohl m Hinblick auf die Therapieindikation also auch für die Verlaufskontrolle. Aufgrund der einfachen Applikation besteht derzeit bei manchen Pädiatern der Trend, auf die einfach durchzuführende Applikation von VEGF-Blockernanstelle der Laserbehandlungzu drängen. Dabei ist nicht nur das höhere Risiko für Langzeitrezidive abzuwägen, sondern auch die Frage möglicher systemischer Risiken.Derzeit liegen nur zwei Berichte zu möglichen Komplikationen vor, deren Bedeutung im Hinblick auf die systemischen Auswirkungen bei den oft multimorbiden Kindern schwer einzuschätzen ist.Klar ist, dass es zu einer signifikanten und anhaltenden Absenkung der VEGF Spiegel nach einmaliger Injektion von 0,625 mg Bevacizumab pro Auge sowohl im Serum als auch im Blut kommt. Diese Absenkung kann bei unterschiedlichen VEGF Blockern unterschiedlich sein, weshalb derzeit auch der Einsatz von Ranibizumabpropagiert wird. Berichte zu den Werten nach Applikation von VEGF-Blockern sind anekdotisch. Messtechnische Probleme ergeben sich aufgrund der schnellen VEGF-Freisetzung aus Thrombozyten, weshalb insbesondere Serumspiegel nicht aussagekräftig sind. Die berichteten großen Unterschiede sind zumindest teilweise artifiziell. Darüber hinaus ist bekannt, dass VEGF Spiegel bei Frühgeborenen auch im Zusammenhang mit anderen Faktoren wie beispielsweiser bronchopulmonaler Erkrankung stark schwanken können. Forschungsbedarf besteht daher sowohl bezüglich der optimalen Dosis als auch der – unerwünschten – Beeinflussung des systemischen VEGF-Spiegels.In Gießen wird derzeit daran gearbeitet, eine Methode zur zuverlässigen VEGF-Messung zu entwickeln.

In dem Referat wird die derzeitige Datenlage kritisch beleuchtet. Darüber hinaus werden anhand von Fallbeispielen konkrete Empfehlungen zur Kontrolle der behandelten Kinder gegeben.