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Risikoprofil und refraktive Ergebnisse nach sekundärer Implantation retropupillar fixierter Irisklauenlinsen
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Veröffentlicht: | 13. Juni 2025 |
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Hintergrund: Für die Implantation einer Intraokularlinse (IOL) bei nicht intaktem Kapselapparat bestehen verschiedene operative Techniken. Bei unzureichender Kapselunterstützung oder IOL-Luxation wird in unserer Klinik vorwiegend eine irisfixierte IOL-Implantation durchgeführt. Die präoperative Berechnung der korrekten IOL zur angestrebten Zielrefraktion ist bei IOL-Luxation, IOD-Dekompensation mit Epithelödem sowie operativ induziertem Astigmatismus teilweise erschwert. Aufgrund der zum Teil komplexen Ausgangssituationen und Notwendigkeit größerer operativer Zugänge, birgt die IOL-Explantation und die Implantation einer sek. IOL operative Risiken. Ziel dieser Arbeit ist es, das Risikoprofil sowie die postoperativen Refraktionsergebnisse nach sek. retropupillarer Irisklauenlinsenimplantation zu untersuchen.
Material und Methoden: Die vorliegende Arbeit beinhaltet sowohl eine retrospektive als auch eine prospektive Untersuchung. Es wurde retrospektiv der Zeitraum von 12/2019 bis 12/2024 untersucht. In diesem Zeitraum wurden in unserer Klinik insgesamt 600 sek. IOL-Implantationen durchgeführt. Aus diesem Zeitraum wurde bei 180 Augen von 175 Patienten das Komplikationsprofil nach sek. Implantation einer retropupillar fixierten Irisklauenlinse untersucht.
Das mittlere Alter betrug 77,6 ± 9,0 Jahre und 55,1% waren weiblich. Die postoperative Kontrolle erfolgte durchschnittlich 7,0 ± 7,1 Monate postoperativ.
Weiterhin erfolgt eine prospektive Analyse der refraktiven Ergebnisse für das laufende Jahr 2025. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten 9 Augen von 9 Patienten untersucht werden (zur Tagung werden voraussichtlich 30 Pat. Follow-Up-Ergebnisse haben). Das mittlere Alter betrug 77,9 ± 7,5 Jahre und 62,5% waren weiblich.
Die postoperative Kontrolle erfolgte im Mittel 6,0 ± 0 Wochen postoperativ mittels Autorefraktometer sowie Topographie.
Die Operation wurde von vier verschiedenen Operateuren nach ähnlicher Operationstechnik durchgeführt.
Es wurde immer eine komplette 25G-Pars-Plana-Vitrektomie durchgeführt. Zur Explantation und Implantation der neuen IOL wurde bei 12 Uhr ein ca. 5,5 mm breiter cornealer Tunnelschnitt sowie Hilfsparazentesen angelegt. Nach retropupillarer Fixierung der IOL erfolgte eine Kreuznaht der Hornhaut mittels 10-0 Nylon, sowie eine Endotamponade mit BSS oder Luft.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen:
Analyse der retrospektiven Kohorte: Das Komplikationsprofil bei Implantation einer retropupillar irisfixierten IOL zeigte vorwiegend vorübergehende Veränderungen (Descementfalten, Epithelödem, IOD-Schwankungen). Revisionsoperativen waren bei 7 Patienten (4%) notwendig. Hiervon erhielten 3 Patienten (1,7%) Revisionseingriffe aufgrund von Desenklavationen (insgesamt 5 OPs). Drei Patienten (1,7%) erhielten eine Wundnaht bei undichten OP-Zugängen, einmal zusätzlich mit Gaseingabe bei Hypotonie. Während des Untersuchungszeitraumes kam es nur zu einem Revisionseingriff aufgrund einer Ablatio retinae (0,6%). Im postoperativen Verlauf entwickelten 15,0% der operierten Augen ein cystoides Makulaödem (CMÖ).
Analyse der prospektiven Kohorte: Die Abweichung von der geplanten Zielrefraktion lag im sphärischen Äquivalent postoperativ durchschnittlich bei +0,13 ± 0,45 dpt. Alle Patienten zeigten eine maximale Abweichung von der Zielrefraktion von ± 1,0 dpt. Postoperativ kam es zu einer Zunahme des Gesamtastigmatismus um -0,43 ± 0,94 dpt sowie zu einer Zunahme des Hornhautastigmatismus um -1,14 ± 0,68 dpt. Zum Untersuchungszeitpunkt 6 Wochen postoperativ konnte bei keinem der Patienten ein postoperatives CMÖ nachgewiesen werden.
Die Implantation einer retropupillar irisfixierten IOL nach oben beschriebenem Vorgehen stellt eine gute Option zur Sekundärlinsenversorgung bei unzureichender Kapselunterstützung dar. Mit cornealem Tunnelschnitt als primärem Operationszugang und einer Hornhautnaht mit operativ induziertem Astigmatismus sind gute refraktive Ergebnisse, bei gleichzeitiger Schonung der Bindehaut, möglich. Im Literaturvergleich (-0,3 bis -2,49 dpt) liegt die Zunahme des Gesamtastigmatismus im niedrigen bis mittleren und die Abweichung von der Zielrefraktion (-0,27 bis + 0,65 dpt) im niedrigen Bereich. Zur Vermeidung postoperativer Komplikationen (u.a. Ablatio retinae) empfehlen wir eine vollständige Vitrektomie.