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37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

27.06. - 28.06.2025, Berlin

Einfluss des verpflichtenden Brücknertests in der Frühdiagnose intraokularer Retinoblastome

Meeting Abstract

  • Eva Biewald - Essen
  • T. Kesseler - Essen
  • L. Jabbarli - Essen
  • T. Kiefer - Essen
  • P. Ketteler - Universitätskinderklinik, Essen
  • P. Tüller - Universitätskinderklinik, Essen
  • N. Bornfeld - Essen
  • N.E. Bechrakis - Essen

Retinologische Gesellschaft. 37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 27.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25rg25

doi: 10.3205/25rg25, urn:nbn:de:0183-25rg251

Veröffentlicht: 13. Juni 2025

© 2025 Biewald et al.
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Gliederung

Text

Ziel: Ein häufiges Erstsymptom der Retinoblastome ist die Leukokorie. Vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fragestellung, ob die Einführung des verpflichtenden Brücknertests im September 2016 (U4 bis U7) einen Einfluss auf eine frühere Erstdiagnose, verbesserte Therapieoptionen und einen langfristigen Augenerhalt zeigen konnte.

Methode: Retrospektive Analyse und Vergleich von 2 Kohorten: 9 Jahre vor (1/2008 bis 8/2016) gegen 9 Jahre nach Einführung des Brücknertest (9/2016 bis 11/2025). Verglichen wurden Daten aller Betroffenen hinsichtlich Erstbeobachter der Leukokorie/Zuweiser, Lateralität, Stadium der Erkrankung und langfristigen Augenerhalt.

Ergebnis: In der ersten Kohorte wurden 164 Kinder analysiert. Bei 30,95% lag eine bilaterale Erkrankung vor. Das Erstsymptom wurde bei 82,14% durch die Eltern bemerkt, bei 6,55% erfolgte die Überweisung aufgrund eines auffälligen Brücknertest durch den Kinderarzt und bei weiteren 7,14% durch den Augenarzt. Das Stadium der Erkrankung zeigte bei 76,61% fortgeschrittene Befunde mit einer Gruppe D oder E Erkrankung mit der Notwendigkeit einer primären Enukleation zumindest eines Auges in 76,61%. In der zweiten Kohorte wurden 250 Patienten eingeschlossen. Hier lag bei 29,2% eine bilaterale Erkrankung vor. Die Erstsymptome wurden unverändert in 80,4% der Fälle durch die Eltern bemerkt, bei 14,4%erfolgte die Überweisung durch den behandelnden Kinderarzt, bei 1,6% durch den Augenarzt. Auch hier lag in 69,23% eine fortgeschrittene Gruppe-D oder -E-Erkrankung vor, mit der Notwendigkeit einer primären Enukleation zumindest bei 57,2%. Insgesamt stieg somit die Zuweisung durch den behandelnden Kinderarzt um 7,65%, die geringere Anzahl der Enukleationen lässt sich durch Neuerungen in der Therapie, hier insbesondere der intraarteriellen Chemotherapie erklären (7,14% vs. 14,8%).

Schlussfolgerung: Der verpflichtende Brücknertest hat bislang nur eine unzureichende Verbesserung in der Frühdiagnose der Retinoblastome bewirkt. Die Leukokorie wird unverändert insbesondere durch die Eltern bemerkt, wobei im Vergleich der beiden Gruppen eine Zunahme der durch den Kinderarzt detektierten Retinoblastome zu verzeichnen war. Erkrankungsstadium und langfristiger Augenerhalt unterschieden sich in beiden Gruppen jedoch kaum. Dies deutet auf einen weiteren Schulungsbedarf hin und bedarf der verstärkten Einforderung des konsequent zwischen U4 und U7 durchzuführenden Tests.