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37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

27.06. - 28.06.2025, Berlin

Versorgung postoperativer Endophthalmitiden von 1999–2021 – Post-Kataraktoperation versus IVOM-assoziiert

Meeting Abstract

  • Claudia Brockmann - Rostock
  • N. Schäfer - Rostock
  • F. Schaub - Rostock
  • M. Walckling - Rostock
  • T. Brockmann - Rostock; University of Applied Sciences Jena, Department SciTec, Jena
  • T.A. Fuchsluger - Rostock

Retinologische Gesellschaft. 37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 27.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25rg21

doi: 10.3205/25rg21, urn:nbn:de:0183-25rg213

Veröffentlicht: 13. Juni 2025

© 2025 Brockmann et al.
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Gliederung

Text

Ziel: Die postoperative Endophthalmitis stellt nach wie vor eine Herausforderung in der ophthalmologischen Versorgung dar. Ziel dieser Studie war es zum Einen Unterschiede im Spektrum der Ursachen zwischen den letzten zwei Dekaden zu analysieren, zum Anderen die Besonderheiten zwischen Patienten mit Endophthalmitis nach Katarakt-Operation (KatOP) und nach intravitrealer operativer Medikamentengabe (IVOM) herauszuarbeiten.

Methode: Innerhalb einer retrospektiven Kohortenstudie wurden alle Endophthalmitiden, welche von 1999 bis 2021 an der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Rostock behandelt wurden, analysiert. In einer Subgruppen-Analyse der postoperativen Endophthalmitiden lag der Schwerpunkt auf der vergleichenden Analyse zwischen den verursachenden Eingriffen (insbesondere nach KatOP- versus IVOM-assoziiert) und den Zeiträumen 1999–2010 versus 2011–2021.

Ergebnis: Von insgesamt 220 Endophthalmitiden traten 153 Fälle (69,5%) postoperativ auf. Im Zeitraum 1999–2010 erfolgte bei 70,0% (42/60) der Augen zuvor eine KatOP, in 28,3% (17/60) eine IVOM. Im Vergleichszeitraum 2011–2021 waren nur noch 33,3% (31/93) der Fälle auf eine KatOP zurückzuführen, wohingegen der Anteil nach IVOM auf 47,3% (44/93) anstieg. Die übrigen postoperativen Fälle verteilen sich auf Vitrektomie, Keratoplastik und andere Eingriffe. Über den gesamten Zeitraum verglichen zeigten KatOP (n=71) und IVOM-Patienten (n=60) ein vergleichbares Alter (71,9±11,1 vs. 71,8±9,5 Jahre; p=0,730) und in beiden war der Anteil der Frauen etwas größer (56,2% vs. 50,8%; p=0,537). Der Zeitraum zwischen dem verursachenden Eingriff und dem Auftreten erster Symptome unterschied sich signifikant zwischen den Gruppen (KatOP: 17,3±32,9 Tage, Median 4 Tage versus IVOM: 2,6±2,7 Tage, Median 2 Tage; p<0,001), ebenso der Zeitraum zwischen Symptombeginn und Erstvorstellung in der Klinik (KatOP: 4,2±10,2 Tage, Median 2 Tage versus IVOM: 1,2±1,1 Tage, Median 1 Tag vs.; p<0,023). Hinsichtlich der angegebenen Symptome (Sehverschlechterung, Schmerzen, Rötung) zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen (p>0,05). Eine Injektion der Bindehaut und korneale Trübungen lagen signifikant häufiger nach KatOP vor (91,5 vs. 70,2%; p=0,002; 20,8 vs. 5,1%; p=0,009), wohingegen eine Infiltration des Glaskörpers häufiger nach IVOM auftrat (98,1% vs. 83,6%, p=0,010). Ein Erregernachweis gelang in 46,0% der entnommenen Proben nach KatOP (68,5% Probenentnahme), mit 77,5% signifikant häufiger nach IVOM (80,3% Probenentnahme), das Erregerspektrum war vergleichbar (koagulase negative Staphylokokken>Staphylococcus aureaus>Streptokokken>Enterokokken). Der Ausgangsvisus der IVOM-Patienten unterschied sich nicht signifikant von Patienten nach KatOP (p=0,160), der Endvisus hingegen war bei KatOP signifikant besser als nach IVOM (0,83±0,90 versus 1,25±0,84 logMAR; p<0,001).

Schlussfolgerung: Das Spektrum der postoperativen Endophthalmitiden hat sich innerhalb der letzten zwei Dekaden gewandelt – insbesondere bedingt durch die Zunahme der absoluten IVOM-Zahlen. Der Anteil IVOM-assoziierter Endophthalmitiden stellt heute den deutlich größeren Anteil der postoperativen Endophthalmitiden dar. Zwischen Patienten nach KatOp und nach IVOM gibt es signifikante Unterschiede, sowohl in der Symptomdauer, dem klinischen Befund bei Erstvorstellung, des Anteils der Erregernachweise und des visuellen Outcomes, welche sowohl in der Diagnostik als auch in der Prognose berücksichtigt werden sollten.