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Progressionsrate und ophthalmologische Merkmale der chorioretinalen Atrophie bei Pseudoxanthoma elasticum (PXE)
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Veröffentlicht: | 13. Juni 2025 |
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Hintergrund: Pseudoxanthoma elasticum (PXE) ist eine monogenetische Multisystemerkrankung, die zu einer Kalzifizierung der Bruch‘schen Membran führt. Die okulären Manifestationen umfassen Angioiden Streifen, Peau d'Orange und Kometen(schweif)-Läsionen. Ähnlich der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) kommt es im Verlauf auch bei PXE zur Ausbildung einer Atrophie oder makulären Neovaskularisationen. Ziel dieser Studie ist es, die Prävalenz der Atrophie bei PXE, ihre Progression über die Zeit und die damit einhergehenden retinalen Charakteristika mittels multimodaler Bildgebung zu untersuchen.
Methoden: In diese retrospektive longitudinalen Studie wurden Patientendaten aus der Universitäts-Augenklinik Bonn eingeschlossen (Beobachtungszeitraum 07/2005 bis 05/2023). Das Vorliegen einer makulären Atrophie wurde mittels Fundusautofluoreszenz (FAF) erfasst und mithilfe der semiautomatischen Software RegionFinder vermessen. Zudem wurde das Vorhandensein einer Musterdystrophie und hyperreflektiver Areale im Randbereich der Atrophier erfasst. Statistisch wurde wurden linear gemischte Modelle angewandt, wobei das Fortschreiten der Atrophie die abhängige Variable und das Alter und die Bildgebungscharakteristika die unabhängigen Variablen waren.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 98 Augen von 49 Patienten (33 Frauen und 16 Männer) mit einem mittleren Alter von 55 Jahren (IQR 49; 61) eingeschlossen. Die mittlere Beobachtungszeit bei den Patienten mit Atrophie betrug 6,9 Jahre (±4,5) zwischen 07/2005 und 05/2023. Zu Beginn der Studie wiesen 31 (31,6%) Augen keine Atrophie auf, während 66 (68,4%) mindestens einen Atrophieherd zeigten. Die Prävalenz der Atrophie war altersabhängig und wies folgende Werte auf: 0% im Alter von 20–29 Jahren (n=3); 66,67% im Alter von 30–39 Jahren (n=6); 86,96% im Alter von 40–49 Jahren (n=23); 91,9% im Alter von 50–59 Jahren (n=37); 95,9% im Alter von 60–69 Jahren (n=49); 100% im Alter von 70–79 Jahren (n=16). Von diesen Augen mit Atrophie wies die Mehrheit einen (43,9%, n=29) oder zwei (24,2%, n=16) Herde auf, während 21 Augen (31,8%) mehr als zwei Herde aufwiesen.
Die mediane Progressionsrate betrug 1,81 mm2/Jahr (IQR 1,44–2,18). Bei den analysierten Daten liegt das Eintrittsalter für die Atrophie bei 45,8 Jahren. Weder eine umgebende Musterdystrophie noch ein hyperreflektiver Bereich um die Atrophie in der Fundusautofluoreszenz noch die Anzahl der Herde zeigten einen signifikanten Zusammenhang mit der Atrophieprogressionsrate.
Schlussfolgerung: Die Progressionsrate der Makulaatrophie bei PXE ist mit der der AMD vergleichbar, allerdings tritt sie etwa 20 Jahre früher auf. Außerdem ist die Prävalenz der Atrophie bei PXE-Patienten (96,9% der Patienten ≥60 Jahre in unserer Kohorte) deutlich höher als die der geografischen Atrophie (GA) bei AMD-Patienten (7% in der Bevölkerung ≥85 Jahre). Bemerkenswert ist, dass phänotypische Merkmale wie hyperreflektive Bereiche oder die Anzahl der Atrophieherde die Progressionsraten nicht signifikant beeinflussten. In unseren nachfolgenden Studien werden wir die Genotyp-Phänotyp-Korrelation analysieren, um zwischen genetischen und umweltbedingten Einflüssen bezüglich des Voranschreitens der Atrophie zu unterscheiden zur Identifikation potenziell Beinflussbaren Faktoren auf den Krankheitsverlauf.