Artikel
Die Prävalenz der Myopie in einer populationsbasierten Kohorte – Zwischenergebnisse aus SHIP-NEXT-0
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 13. Juni 2025 |
---|
Gliederung
Text
Ziele: Die Prävalenz der Myopie hat in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Stärker ausgeprägte Kurzsichtigkeit kann zu weitreichenden pathologischen Veränderungen an der Netzhaut beispielsweise einer myopen Makulopathie oder Netzhautablösung führen. Die zunehmende Häufigkeit der Myopie ist für den ostasiatischen Raum umfangreich untersucht und belegt. Für Europa gibt es nur wenige epidemiologische Daten zur Entwicklung der Myopie. Diese Arbeit möchte zum Verständnis der Myopie in Europa einen Beitrag leisten, indem erste Daten zur Prävalenz der Myopie in einer Kohorte der Normalbevölkerung vorgestellt werden.
Methoden: Die Study of Health in Pomerania ist eine populationsbasierte Kohortenstudie im Nordosten von Deutschland. Die Probanden erhielten ein umfassendes Augenmodul mit der Erhebung von Refraktion und Visus mittels Autorefraktometrie, Non-Contact-Tonometrie, Fundusfotografie sowie okulärer Kohärenztomografie (OCT) von Makula und Papille sowie eine ganze Reihe nicht-ophthalmologischer Untersuchungen aus den verschiedensten Fachbereichen der Medizin.
Die Erhebung von Refraktion und Visus erfolgte mittels dem Autorefraktometer 1-s (Oculus, Wetzlar, Deutschland/Nidek, Kyoto, Japan). Für die vorliegende Analyse standen die Daten von 2.445 Probanden zur Verfügung. Aufgrund technisch bedingter fehlender Werte mussten 175 Probanden ausgeschlossen werden.
Ergebnisse: In die Analyse wurden die Daten von 2.270 Probanden zwischen 20 und 81 Jahren eingeschlossen. Der Mittelwert der Altersverteilung lag bei 46,6 Jahren mit einem Anteil von 55,7% (N=1.266) Frauen und 44,2% (N=1.004) Männern. Die Prävalenz der Myopie (< –0,5 dpt sph) lag bei 38,2%. Das sphärische Äquivalent variierte am rechten Auge zwischen –17,25 dpt bis +11,5 dpt und am linken Auge zwischen –15,75 dpt bis +11,0 dpt. In der Altersgruppe von 20 bis 29 Jahren lag die Myopiehäufigkeit im rechten Auge bei 52,2% (190 Probanden), während sie bei den 80- bis 89-Jährigen bei 29,0% (9 Probanden) lag. Die Myopie wurde in vier Schweregrade unterteilt: geringe (–0,5 dpt bis –3 dpt), mittlere (–3,25 dpt bis –5,75 dpt), hohe (–6 dpt bis –8,75 dpt) und sehr hohe Myopie (< –9 dpt). Der überwiegende Teil der myopen Probanden wies eine geringe Myopie auf, deren Anteil im rechten Auge 70,0% (644 Probanden) betrug. Eine mittlere Myopie wurde bei 196 Probanden (21,3%) festgestellt, eine hohe Myopie bei 53 (5,8%) und eine sehr hohe Myopie bei 27 Probanden (2,%). Betrachtet man Männer und Frauen getrennt, zeigte sich sowohl bei mittlerer, hoher und sehr hoher Myopie ein häufigeres Vorkommen der Myopie bei Frauen.
Schlussfolgerung: Diese Zwischenergebnisse aus SHIP-NEXT-0 zeigen in der Gruppe der 20–29-jährigen Probanden, dass bei der Hälfte der Normalbevölkerung in dieser Altersgruppe eine Myopie vorliegt. Die meisten Probanden weisen dabei eine leichte Myopie auf, allerdings liegt der Anteil der mittelgradigen Myopie bereits bei 20%. Im Vergleich von Männern und Frauen zeigte sich bei mittelgradiger, hoher und sehr hoher Myopie eine höhere Prävalenz bei Frauen. Nach Studienabschluss müssen diese Ergebnisse anhand der dann vollständig rekrutierten Kohorte verifiziert werden.