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36. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

28.06. - 29.06.2024, Essen

Stellenwert der adjuvanten externen Strahlentherapie nach Enukleation von Aderhautmelanomen mit extraokularem Wachstum

Meeting Abstract

  • Nathalie Düsberg - Essen
  • N. Bornfeld - Düsseldorf
  • P. Rating - Essen
  • M. Zeschnigk - Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen
  • L. Jabbarli - Essen
  • M. Stuschke - Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen
  • M. Guberina - Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen
  • N.E. Bechrakis - Essen
  • E. Biewald - Essen

Retinologische Gesellschaft. 36. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Essen, 28.-29.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rg28

doi: 10.3205/24rg28, urn:nbn:de:0183-24rg289

Veröffentlicht: 25. Juni 2024

© 2024 Düsberg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung/Fragestellung: Extraokulares Wachstum (EOW) ist ein bekannter Risikofaktor für die Metastasierung beim Aderhautmelanom. Diese Studie untersucht den Stellenwert einer neoadjuvanten oder adjuvanten Strahlentherapie nach Enukleation von Melanomaugen mit EOW im Hinblick auf einen möglichen Überlebensvorteil, die lokale Tumorkontrolle und die Nebenwirkungen der Bestrahlung.

Methoden: Eingeschlossen wurden alle Patienten, welche in dem Zeitraum von Juni 1980 bis April 2014 wegen eines Aderhautmelanoms mit EOW enukleiert wurden. Insgesamt konnten 87 Patienten eingeschlossen werden, wobei 44 Patienten bei fehlenden Follow-up-Informationen nicht berücksichtigt werden konnten.

Ergebnisse: Wir analysierten 43 Patienten in unserer Kohorte, von denen 26 mit adjuvanter und/oder neoadjuvanter Strahlentherapie mit einer orbitalen Gesamt-Zieldosis von 50–60 Gy behandelt wurden, während die restlichen 17 nur mit Enukleation behandelt wurden. Die Nachbeobachtungszeit betrug 184,1±119,8 Monate, sofern die Patienten ihre Krankheit überlebten. In unserer Kohorte starben 76,4% der Patienten nach alleiniger Enukleation und 73,1% in der Gruppe mit zusätzlicher Strahlentherapie an einer metastatischen Erkrankung, wobei die Patienten in der Bestrahlungsgruppe ein ausgedehnteres EOE aufwiesen (65,4% gegenüber 35,3%). Nach einer Kaplan-Meier-Überlebensanalyse betrug die 5-Jahres-Überlebensrate 43,75% in der Enukleationsgruppe und 26,09% in der Gruppe mit zusätzlicher Strahlentherapie. Bekannte Risikofaktoren wie Tumorgenetik, TNM-Klassifikation und Größe der extraokularen Ausdehnung hatten keinen Einfluss auf das Überleben der Patienten in beiden Gruppen. In beiden Gruppen gab es keine klinisch sichtbaren orbitalen Rezidive. Lokale, teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen nach Radiatio traten bei 61,5% der bestrahlten Patienten (16/26) auf.

Diskussion: In unserem Patientenkollektiv konnten wir keinen Überlebensvorteil einer adjuvanten Strahlentherapie nach Enukleation von Aderhautmelanom-Augen mit extraokularem Wachstum feststellen. Dies galt auch für eine genauere Analyse bekannter Risikofaktoren wie fortgeschrittenes Tumorstadium und extraokuläres Wachstum, genetische Veränderungen im Primärtumor und histopathologische Risikofaktoren. Demgegenüber steht eine erhöhte Morbidität der Strahlentherapie. Aufgrund der Seltenheit dieser fortgeschrittenen Tumoren sind weitere multizentrische Studien – insbesondere in Korrelation mit molekularen Risikoanalysen – ratsam.