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Glaskörperersatzstoffe als Freisetzungssysteme therapeutischer Agentien
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Veröffentlicht: | 29. Juni 2023 |
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Glaskörperersatzstoffe werden traditionell als Endotamponaden zur Stabilisierung der Netzhaut nach einer Vitrektomie verwendet. Über die tamponierenden Eigenschaften hinausgehend kann ein Glaskörperersatz jedoch auch als ein Freisetzungssystem therapeutischer Agentien zur Behandlung okularer Pathologien dienen. Sowohl der derzeitige klinische Standard (wässrige Lösungen, Gase und Silikonöle) als auch neuartige Hydrogel-basierte Glaskörperersatzstoffe werden hinsichtlich ihrer Freisetzungsmechanismen, Effizienzen, Herausforderungen und Zukunftspotenziale verglichen. Antiproliferative und entzündungshemmende Wirkstoffe (5-FU, Triamcinolon, Retinsäure und Dexamethason) wurden hinsichtlich ihrer Anreicherung und Freisetzung aus Glaskörperersatzstoffen für die Behandlung der proliferativen Vitreoretinopathie (PVR) untersucht. Darüber hinaus ermöglichte die Hydrophilie der Hydrogele Studien zu inkorporierten Anti-VEGFs (Bevacizumab und Aflibercept) für die Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration und der proliferativen diabetischen Retinopathie. Die Freisetzung therapeutischer Agentien aus Glaskörperersatzstoffen erfolgte überwiegend diffusionsbasiert. Durch physikalische Einschlüsse (in Mikrosphären) oder durch chemische Konjugation mit dem Glaskörperersatz gelang es, die Freisetzungsdauern hin zu klinisch relevanten Zeiträumen zu verlängern. Während die Freisetzung aus wässrigen Lösungen und Aerosolen in der Regel innerhalb von Stunden bis Tagen erfolgte, konnten Silikonöle und Hydrogele Wirkstoffe bis zu mehreren Wochen lang freisetzen. Die derzeit klinisch verwendeten Endotamponaden fördern zwar die Wiederanheftung der Netzhaut, weichen aber radikal von den Eigenschaften des menschlichen Glaskörpers ab, was zu einer Reihe von Komplikationen führt und die Anforderungen an Glaskörperersatzstoffe, insbesondere die nachhaltige Freisetzung therapeutischer Agentien, nicht erfüllen kann. Im Gegensatz dazu besitzen polymere Hydrogele das Potential, als Glaskörperersatz zu fungieren und sowohl eine schnelle als auch eine anhaltende Freisetzung einer Vielzahl von Therapeutika zu ermöglichen.