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34. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

01.07. - 02.07.2022, Lübeck

Nah-Infrarot-Autofluoreszenz – 15 Jahre Erfahrung

Meeting Abstract

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  • Ulrich Kellner - Siegburg; RetinaScience, Siegburg
  • S. Weinitz - Siegburg; RetinaScience, Siegburg
  • G. Farmand - Siegburg
  • S. Kellner - Siegburg; RetinaScience, Siegburg

Retinologische Gesellschaft. 34. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Lübeck, 01.-02.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc08.02

doi: 10.3205/22rg36, urn:nbn:de:0183-22rg363

Veröffentlicht: 29. Juni 2022

© 2022 Kellner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Nah-Infrarot-Autofluoreszenz (NIA) wurde im Jahr 2005 von Keilhauer & Delori als neue Untersuchungstechnik für Veränderungen des retinalen Pigmentepithels (RPE) beschrieben. Das antioxidativ wirkende Melanin wurde später (Gibbs et al. 2009) als wesentliches Fluorophor für die Phänomene der NIA nachgewiesen.

Methodik: Die NIA, gemessen mit dem Heidelberg Engineering HRA2 oder dem Spectralis (Heidelberg Engineering, Heidelberg, D) wurde seit 2006 kontinuierlich in der nicht-invasiven retinalen Bildgebung bei mehr als 13.000 Patienten mit hereditären oder erworbenen chorioretinalen Erkrankungen eingesetzt. Die Durchführung erfolgte durch erfahrene Fotografinnen (SW & GF), die Auswertung durch erfahrene Augenärzte (SK & UK). Die Bewertung der Methodik berücksichtigt die publizierte Literatur (>170 peer-reviewed Publikationen 3/2022).

Ergebnisse: Die NIA stand lange im Schatten der leichter durchzuführenden und weiter verbreiteten Fundusautofluoreszenz (FAF) mit der Darstellung von Lipofuszin. Eigene und andere Studien haben dokumentiert, dass die Veränderungen von Melanin und Lipofuszin in den pathophysiologischen Prozessen im Fotorezeptor-RPE-Komplex zeitlich unterschiedlich ablaufen und damit NIA und FAF unterschiedliche Einblicke in die pathophysiologischen Prozesse bieten. Dies betrifft sowohl hereditäre Chorioretinopathien als auch erworbene degenerativ, toxisch oder entzündlich bedingte chorioretinale Erkrankungen. Bei vielen Erkrankungen sind die Störungen des RPE früher oder ausgedehnter mit der NIA als der FAF nachweisbar. So ist z.B. eine zentral reduzierte NIA Intensität bei normaler FAF und OCT das charakteristische Zeichen für einen Träger einer pathogenen Variante des BEST1-Gens. Histologische Untersuchungen zeigen, dass Melanin im RPE mit der Existenz funktionierender Fotorezeptoren korreliert, FAF mit Existenz vorhandener RPE-Zellen.

Schlussfolgerung: Die Veränderungen von Melanin im Rahmen von Erkrankungen des Fotorezeptor-RPE-Komplexes ermöglichen spezifische Einblicke in pathophysiologische Prozesse und lassen sich mit der NIA darstellen. Die NIA verbessert die Früherkennung und Differentialdiagnose chorioretinaler Erkrankungen und ermöglicht die Darstellung spezifischer Biomarker.