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34. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

01.07. - 02.07.2022, Lübeck

Visusgrenze ≤0,05 als prognostischer Parameter: Behandlungsgrenze oder Mythos?

Meeting Abstract

  • Sarah Fahimi - Göttingen
  • N. A. Grimm - Göttingen
  • F. Kück - Göttingen
  • P. Take - Göttingen
  • M. Khattab - Göttingen
  • P. Lauermann - Göttingen
  • A. Nguyen-Hoehl - Göttingen
  • H. Hoerauf - Göttingen
  • N. Feltgen - Göttingen
  • S. Bemme - Göttingen

Retinologische Gesellschaft. 34. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Lübeck, 01.-02.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc06.08

doi: 10.3205/22rg27, urn:nbn:de:0183-22rg271

Veröffentlicht: 29. Juni 2022

© 2022 Fahimi et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Seit Beginn der IVOM-Therapie wurden einzelne Grenzwerte bestimmt, unterhalb derer eine Behandlung als nicht sinnvoll erachtet wurde. Eines dieser Kriterien ist die dezimale Visusgrenze von 0,05 bei allen Indikationen. Seither wurde diese Grenze kaum mehr überprüft oder in Frage gestellt.

Methoden: In dieser monozentrischen und retrospektiven Studie wurden die Daten von 165 Patient:innen, von denen jeweils ein Auge in die Studie einbezogen wurde mit einem dezimalen Visus ≤0,05 bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD), diabetischem Makulaödem (DMÖ) oder retinalem Venenverschluss (RVV) über 24 Monate unter IVOM-Therapie analysiert. Behandelt wurde nach einem modifizierten Treat- und Extend-Schema. Es wurden die Zeitpunkte Monat 6, 12, 18 und 24 ausgewertet.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 107 Patient:innen mit nAMD, 15 mit DMÖ und 42 mit RVV. Der mediane Visus stieg innerhalb der ersten 6 Monate von 0,04 auf 0,1 und blieb innerhalb von 24 Monaten stabil auf 0,1. Im Median wurden 5 bzw. 10 Injektionen innerhalb von 6 bzw. 24 Monaten verabreicht. OCT-Scans der Augen konnten von 75 Patient:innen zu allen Zeitpunkten ausgewertet werden. Die mediane foveale Netzhautdicke betrug zum Zeitpunkt 0 (Ausgangswert) 594 µm und verringerte sich nach 6 auf 228 µm, nach 12 Monaten auf 194, nach 18 Monaten auf 170 µm und nach 24 Monaten auf 155 µm.

Schlussfolgerung: Patient:innen mit nAMD, DMÖ und RVV mit einem Ausgangsvisus von maximal 0,05 können von einer intravitrealen Therapie mit VEGF-Inhibitoren profitieren. In der vorliegenden Studie fanden wir eine funktionelle und morphologische Verbesserung über zwei Jahre, unabhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung. Deshalb sollte die Indikation für eine IVOM-Behandlung nicht von den funktionellen Ausgangswerten alleine abhängig gemacht werden.