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34. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

01.07. - 02.07.2022, Lübeck

Regulation des immunogenen Phänotyps des retinalen Pigmentepithels

Meeting Abstract

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  • Olaf Strauß - Berlin

Retinologische Gesellschaft. 34. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Lübeck, 01.-02.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc05.03

doi: 10.3205/22rg19, urn:nbn:de:0183-22rg191

Veröffentlicht: 29. Juni 2022

© 2022 Strauß.
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Gliederung

Text

Die Fähigkeit des retinalen Pigmentepithels (RPE) eine aktive Immunbarriere zu bilden, die lokale, oft systemisch induzierte, Immunreaktionen der äußeren Netzhaut zu hemmen ist ein Konzept, das auf die Arbeiten von Wayne Streilein im Anfang der 2000er Jahre zurückgeht. Seitdem sind eine große Zahl immunrelevanter Rezeptoren als auch die Fähigkeit immunmodulatorische Faktoren zu sezernieren für das RPE beschrieben worden. Mit der Forschung an den Ursachen der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ist dieses Konzept erweitert worden. Mittlerweile geht man von einem immunologischen „Switch“ von einem immunhemmenden in ein immunförderndes Epithel aus. Also im Krankheitsfall ist das RPE weniger Opfer, sondern Betreiber der pathologischen Ursachenkette.

Eigene Arbeiten, als auch die anderer Gruppen konnten etliche Faktoren identifizieren, die zu einem immunogenen Switch führen. Zum einen entsteht der „Switch“ durch die Steuerung des Sekretionsprofils des RPE durch aktive Komponenten des Komplementsystems. Anaphylatoxine führen zur vermehrten Expression und Sekretion pro-inflammatorischer Faktoren wie zum Beispiel MCP1 (= monocyte chemoattractant protein-1), das auch bei AMD-Patienten nachgewiesen wurde. C5a ist darüber hinaus ein Faktor, der die Ausbildung des NLRP3 Inflammasomes durch das RPE mit der Konsequenz einer veränderten immunmodulatorsichen Aktivität. Interessanterweise kann der „Switch“ auf der Ebene des Anaphylatoxin-Signalings sogar geregelt werden. Die Rezeptoren für C3a und C5a interagieren in ihren Signalwegen, wobei C3a die pro-inflammatorische Wirkung des C5a hemmen kann. Auf der Ebene der Regulation der Genexpression konnten wir die Expression des Transkriptionsfaktors FoxP3 im RPE erstmalig nachweisen. FoxP3 wird unter Stresssituationen de novo exprimiert dient zunächst als „Survival Factor“. Bei einsetzender zellulärer Inflammation bestimmt FoxP3 durch entweder C5a oder IL-1β das Sekretionsgeschehen in Richtung eines pro-inflammatorischen Profils. Im Gewebeschnitt zeigen RPE-Zellen von AMD-Patienten eine deutliche FoxP3-Expression.

Zusammenfassend ist die Relevanz des Konzepts eines immunogenen „Switch“ für die AMD gefestigt worden. Die therapeutische Nutzung dieses Konzept braucht noch weitere tiefer gehende Erkenntnisse, könnte aber zum Beispiel klare immunologische Targets für die Behandlung der AMD liefern.