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30. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

23.06. - 24.06.2017, Stuttgart

„Real-life“ Daten zu Injektionsfrequenz und Visusergebnis bei DMÖ 2009–2015

Meeting Abstract

  • Bastian Grundel - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • T. Wecker - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • M. Stech - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • C. Lange - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • H. Agostini - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • D. Böhringer - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • A. Stahl - Universitäts-Augenklinik Freiburg

Retinologische Gesellschaft. 30. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Stuttgart, 23.-24.06.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rg13

doi: 10.3205/17rg13, urn:nbn:de:0183-17rg138

Veröffentlicht: 22. Juni 2017

© 2017 Grundel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zulassungsstudien belegen eine sehr gute Wirksamkeit von VEGF-Inhibitoren in der Behandlung des diabetischen Makulaödems (DMÖ). Auch andere kontrollierte Studien wie die Protocol T Studie des DRCR.net berichten über sehr gute Visusentwicklungen von DMÖ-Patienten unter Anti-VEGF-Therapie. Allerdings weisen diese Studien eine gewisse Patientenselektion und eine sehr hohe Therapieadhärenz (>90%) auf. Beides sind Faktoren, die dafür verantwortlich sein könnten, dass sich die guten Visusergebnisse klinischer Studien in der realen Versorgungssituation häufig nicht reproduzieren lassen.

Methoden: In dieser retrospektiven Analyse wurden alle an der Universitäts-Augenklinik Freiburg behandelten DME-Patienten ausgewertet, die zwischen 2009 und 2015 ihre erste Anti-VEGF Injektion erhielten und für die Verlaufsdaten über mindestens ein Jahr vorliegen. Alle Patienten wurden mit einem pro re nata (PRN) Schema mit Serien aus 1 bis 4 Spritzen behandelt.

Ergebnisse: Die mediane Injektionshäufigkeit im ersten Jahr lag bei ≤3 Injektionen bei Patienten mit Behandlungsbeginn in den Jahren 2009 und 2010 und stieg auf 7–8 Injektionen für Patienten mit Behandlungsbeginn in den Jahren 2012–2015. Auch in den Folgejahren (also jenseits des ersten Behandlungsjahres) lagen die Injektionshäufigkeiten deutlich höher bei Patienten mit Behandlungsbeginn ab 2012. Im Visusverlauf waren höhere Injektionsfrequenzen mit tendenziell besseren Visusergebnissen assoziiert. Allerdings zeigte sich keine eindeutige Assoziation zwischen höherer Injektionsfrequenz und Vermeidung eines signifikanten Visusverlustes ≥15 Buchstaben.

Schlussfolgerungen: Die vorgestellten Daten sind das Ergebnis eines Rückblicks auf reale klinische Verläufe ohne Ausschluss von Patienten aufgrund von Visus, Chronizität des Ödems oder Komorbiditäten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass nicht die gleichen Visusverläufe wie in kontrollierten klinischen Studien erreicht werden. Etwas überraschend mag sein, dass eine Steigerung der Injektionsfrequenzen nicht mit einer deutlicheren Verbesserung des Visusverlaufs assoziiert war. Gründe hierfür liegen in möglichen okulären Komorbiditäten bei Patienten mit chronischem DMÖ wie ischämische Makulopathie, proliferative Retinopathie und Glaskörperblutung, welche jeweils für sich genommen eine Limitierung des Visusgewinns bedingen können.