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29. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

17. - 18.06.2016, Berlin

Duale Inhibition neovaskulärer Zellprozesse humaner Endothelzellen und Perizyten über eine kombinierte VEGF/PDGF-Inhibition durch den Tyrosinkinaseinhibitor Axitinib

Meeting Abstract

  • Jakob Siedlecki - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München
  • C. Wertheimer - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München
  • A. Wolf - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München
  • R. Liegl - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München
  • C. Priglinger - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München
  • S. Priglinger - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München
  • K. Eibl-Lindner - Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität München

Retinologische Gesellschaft. 29. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 17.-18.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16rg17

doi: 10.3205/16rg17, urn:nbn:de:0183-16rg178

Veröffentlicht: 16. Juni 2016

© 2016 Siedlecki et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Alle derzeit für die neovaskuläre AMD zugelassenen Therapeutika bieten ausschließlich eine anti-VEGF Monotherapie. Unberücksichtigt bleibt dabei die durch den platelet derived growth factor (PDGF) vermittelte Stabilisierung choroidaler Neovaskularisationen durch Perizyten, die krankhafte Gefäße von außen umfassen und eine partielle anti-VEGF Resistenz vermitteln, die zur hohen Therapiefrequenz des derzeitigen therapeutischen Goldstandards beiträgt. In der folgenden Arbeit wird untersucht, ob eine duale Inhibition von VEGF- und PDGF-Signalwegen durch den Tyrosinkinaseinhibitor Axitinib in einem in vitro-Modell der neovaskulären AMD angiogene Zellfunktionen humaner Endothelzellen und Perizyten inhibieren kann.

Methoden: Humane Endothelzellen (HUVEC) und Perizyten (hPC-PL) wurden mit Axitinib-Konzentrationen von 0,1 pg/ml bis 10 µg/ml behandelt. Mittels modifiziertem MTT-assay wurden Toxizität und Proliferation gemessen, während zelluläre Migration in einem Boyden Chamber-Assay unter Stimulation mit VEGF und PDGF beobachtet wurde. Der Einfluss von VEGF und Axitinib auf die Ausbildung kapillärer Strukturen wurde auf Wachstumsfaktor-reduzierten und regulären Cultrex-Gelen untersucht, die eine an pro-angiogenen Wachstumsfaktoren reiche Basalmembran bilden.

Ergebnisse: Axitinib ermöglichte eine signifikante, dosisabhängige Reduktion zellulärer Proliferation von Endothelzellen und Perizyten. VEGF und PDGF führten zu einer signifikanten Induktion zellulärer Migration, während die simultane Behandlung mit Axitinib diesen Effekt wieder rückgängig machte. VEGF induzierte eine signifikante Verlängerung kapillärer Strukturen auf Wachstumsfaktor-reduzierten Cultrex-Gelen; dieser Effekt wurde durch Axitinib signifikant reduziert. Zusätzlich führte Axitinib bei maximaler pro-angiogener Stimulation auf regulärem Cultrex-Gel zu einer Abnahme der Gesamtlast perivaskulären Gewebes, das die entstehenden Kapillaren begleitet.

Schlussfolgerungen: In vitro führt Axitinib über die simultane Modulation von VEGF- und PDGF-Signalwegen zu einer signifikanten Reduktion angiogener Prozesse von humanen Endothelzellen und Perizyten. Weitere Studien müssen klären, ob diese duale Inhibition auch in vivo eine länger wirksame und effektivere Therapie der neovaskulären AMD ermöglicht.