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28. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

26. - 27.06.2015, Göttingen

Indikationen und Komplikationen der perkutanen Radiatio bei bilateralem Retinoblastom

Meeting Abstract

  • E. Biewald - Universitäts-Augenklinik Essen
  • A. Bourou - Universitäts-Augenklinik Essen
  • W. Sauerwein - Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Universitäts-Augenklinik Essen

Retinologische Gesellschaft. 28. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Göttingen, 26.-27.06.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15rg43

doi: 10.3205/15rg43, urn:nbn:de:0183-15rg430

Veröffentlicht: 23. Juni 2015

© 2015 Biewald et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zur Therapie bilateraler Retinoblastome stehen neben lokalen Verfahren wie Laser-, Kryo-, Brachytherapie oder der Enukleation, auch die systemische und lokale Chemotherapie sowie die perkutane Radiatio zur Verfügung. Aufgrund des erhöhten Zweittumorrisikos wird die perkutane Radiatio nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt und sollte nach internationalem Standard möglichst vermieden werden.

Methoden: Wir behandelten von März 2010 bis Juni 2013 insgesamt 32 Augen von 20 Kindern mit einer perkutanen Radiatio. Das durchschnittliche Alter betrug 16,9 Monaten (6–22 Monate). Es lag in allen Fällen eine bilaterale Erkrankung (15x sporadisch, 5x familiär) vor, und der Nachbeobachtungs-zeitraum lag im Mittel bei 29,9 Monaten. Retrospektiv wurden die Indikationen und Komplikationen der perkutanen Radiatio ausgewertet.

Ergebnisse: Die Indikation zur Bestrahlung war in 48% eine lokalisierte oder diffuse Glaskörperaussaat, in 47% ein Rezidiv, in 9% eine Progression der Erkrankung ohne neue Tumormanifestation und bei 3% eine fehlende Regression. In der Mehrzahl der Fälle lag ein fortgeschrittenes Stadium der Erkrankung vor (75% Stadium C oder schlechter). Bei 25% der Kinder war die perkutane Radiatio die initiale Therapie, bei 70% erfolgte sie als „salvage Therapie“ nach vorheriger systemischer Chemotherapie, bei 5% nach lokaler Chemotherapie. Bei insgesamt 9,4% trat nach einem durchschnittlichen Zeitraum von 25 Monaten eine hintere Schalentrübung auf, wobei keines dieser Augen mit linsenschonender Technik behandelt wurde. Bei 18,7% kam es zu Rezidiven in der Peripherie, wobei der linsenschonende Bestrahlungsansatz dieses Risiko erhöhte. Bei weiteren 25% trat nach ca. 14,8 Monaten eine Strahlenretinopathie auf und insgesamt 15,6 % der Augen konnten nicht dauerhaft erhalten werden.

Schlussfolgerung: Die perkutane Radiatio stellt in Sonderfällen eine „salvage Therapie“ zum Bulbuserhalt weit fortgeschrittener Retinoblastomaugen dar. Bei nicht linsenschonender Bestrahlungstechnik kann eine hintere Schalentrübung bereits nach einem kurzen Zeitraum auftreten, wobei im Gegensatz dazu eine Schonung der Linse in unserem Kollektiv vermehrt zu peripheren Rezidiven führte. Aufgrund des kurzen Nachbeobachtungszeitraums ist uns eine Aussage zum Zweittumorriskio im Bestrahlungsfeld nicht möglich.