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25. Jahrestagung der Deutschen Retinologischen Gesellschaft

Deutsche Gesellschaft für Retinologie

01.06. - 02.06.2012, Münster

Augenunfälle durch Löschwasserstrahl der Feuerwehr: Ergebnisse einer Experimentalstudie unter besonderer Berücksichtigung der Netzhaut

Kongressabstract

  • Gerrit Darkow - Weddingstedt
  • U. Hennighausen - Heide
  • A. Klamann - Magdeburg
  • U. Krause - Otto-von-Guericke Universität, Magdeburg
  • A. Viestenz - Universitäts-Augenklinik Homburg
  • F. Wienecke - Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt, Heyrothsberge

Retinologische Gesellschaft. 25. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Münster, 01.-02.06.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12rg58

doi: 10.3205/12rg58, urn:nbn:de:0183-12rg581

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/rg2012/12rg58.shtml

Veröffentlicht: 30. Mai 2012

© 2012 Darkow et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eine internationale Befragung hat gezeigt, dass Augenunfälle durch den Löschwasserstrahl vergleichsweise selten sind, jedoch zu schweren Verletzungen des Auges bis hin zur Erblindung führen können. In einer Experimentalstudie sollte der Verletzungsmechanismus unter besonderer Berücksichtigung der Netzhaut weiter erforscht werden.

Methoden: 76 Schweineaugen wurden in eine künstliche Orbita eingebettet und unter definierten Bedingungen dem Löschwasserstrahl ausgesetzt. Zur Anwendung kamen ein klassisches Mehrzweckstrahlrohr sowie ein Hohlstrahlrohr. Das Verhalten des Augapfels während der Exposition wurde mit einer Hochgeschwindigkeitskamera dokumentiert. Die Bulbi wurden vor und nach der Exposition spaltlampenmikroskopisch und ophthalmoskopisch untersucht, posttraumatisch zusätzlich mittels Echographie einschließlich Ultraschallbiomikroskopie.

Ergebnisse: Bei 5 bar Strahlrohreingangsdruck wiesen bis zu einer Distanz von zwei Metern alle Bulbi Schäden an der Netzhaut im Sinne von Netzhautlöchern oder -ablösungen auf. In 5 m Entfernung waren 33%, in 8 m Entfernung 10% der Bulbi betroffen. Bis zu einer Entfernung von 4 m lag der Schädigungsgrad der Netzhaut über dem mittleren Schädigungsgrad der Gesamtheit aller untersuchten Augengewebe, in einer Entfernung ab 4 m jedoch darunter. Die Videosequenzen zeigten hochfrequente Oszillationen des Augapfels mit fallender Tendenz für größere Entfernungen (x (2 m)=111 Hz, x (5 m)=52 Hz, x (8 m)=33 Hz).

Schlussfolgerung: In Analogie zu den Ergebnissen der internationalen Befragung wurde eine Abhängigkeit des Schädigungsgrades von dem Auftreffdruck des Löschwasserstrahls gefunden. Die Aufnahmen mit der Hochgeschwindigkeitskamera zeigen oszillierende Verformungen des Augapfels während der Exposition, die durch die strömungsdynamischen Bedingungen in der Orbita erklärt werden. Die im Experiment gefundenen Schäden an der Netzhaut lassen sich als Folge eines wiederkehrenden Kontusions-Sog-Traumas interpretieren.