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RG BASIC SCIENCE LECTURE – Gliazellen in der Netzhaut: Mikrogliazellen und Müllerzellen
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2011 |
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In der Vertebratennetzhaut gibt es verschieden Gliazelltypen: Mikroglialzellen, Müllerzellen und in vaskularisierten Netzhäuten auch noch Astrozyten. Mikrogliazellen sind die immunkompetenten Zellen der Retina, haben Überwachungsfunktion für die Neurone und werden bei allen pathologischen Veränderungen aktiviert. Die Müllerschen Gliazellen spielen eine elementare Rolle bei allen physiologischen und pathophysiologischen Prozessen in der Retina. Die Müllerzelle durchspannt die gesamte Netzhaut von ihrer inneren bis zur äußeren anatomischen Grenze und hat sehr engen zellulären Kontakt zu jedem Nervenzelltyp und den Blutgefäßen. Das ist eine wichtige Vorraussetzung, um elementare physiologische Prozesse in der Netzhaut zu beeinflussen und den Signal- uns Stoffaustausch mit den Neuronen zu gewährleisten. So sind Müllerzellen in die retinale Ionen- und Wasserhomöostase der Retina involviert, sind am Neurotransmitter-Recycling beteiligt und interagieren mit den Neuronen bei der Abwehr gegen oxidativen Stress. Müllerzellen besitzen spezielle Kanäle für Kalium-Ionen (Kir4.1) und Wassermoleküle (Aquaporine). Müllerzellen exprimieren glial-spezifische Transporterproteine und Enzyme für die Aufnahme von Glutamat (EAAT1) und die Konvertierung von Glutamat zu Glutamin (Glutaminsynthetase). Des Weiteren können Müllerzellen Glutathion synthetisieren und geben es bei oxidativem Stress (z.B. bei experimenteller Peroxidapplikation) an die retinalen Neurone ab. Müllerzellen haben sogar Eigenschaften von Lichtleitern und können so Licht durch die streuenden Schichten der Netzhaut leiten. Die physiologischen Funktionen der Müllerzellen sind also essentiell für die normale Funktion der Netzhaut beim Sehen und Störungen dieser Prozesse haben schädliche Konsequenzen für die retinalen Neurone und die Signalverarbeitung.